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VON MUT UND PRIVILEGIEN

  • „Ihr geht auf Weltreise? Das ist ja toll! Und was ist mit eurer Wohnung und mit euren Jobs?“
  • „Die haben wir gekündigt.“
  • „Das ist ja mutig. Das würde ich mich nicht trauen.“
So haben die meisten Leute reagiert, als wir ihnen von unseren Plänen erzählt haben. Aber was bedeutet es eigentlich mutig zu sein? Mut bedeutet, etwas zu tun, wovor es einen ängstigt, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten und neue Sachen auszuprobieren, eine sichere Situation zu verlassen und ins Ungewisse zu gehen. Und ja, dass tun wir auf eine gewisse Weise. Wir verabschieden uns aus unserem gewohnten Umfeld und beginnen an einem fremden Ort einen neuen Lebensabschnitt. Jedoch kommen wir uns dabei gar nicht so mutig vor. Und das liegt vor allem an unseren Privilegien, die wir besitzen, obwohl wir nichts für sie getan haben:
  • Wir sind deutsche Staatsbürger und haben dadurch die Möglichkeit in alle Länder der Welt zu reisen. Mit einem Work and Travel-Visum können wir sogar in einigen Ländern ein Jahr bleiben und dort arbeiten. So zum Beispiel in Kanada, wo unsere Reise startet. 
  • Auch sind wir weiß, hetero und cis und können uns in fast allen Ländern frei bewegen. Dabei müssen wir keine Angst haben, diskriminiert, angegriffen oder verfolgt zu werden. 
  • Wir verfügen momentan über die körperlichen und psychischen Kapazitäten, diese anstrengende Reise zu bewerkstelligen. Die letzten drei Jahre habe ich (Lara) aufgrund meiner chronischen Erkrankung Endometriose zum Teil mit starken Schmerzen und Erschöpfung gekämpft. Die letzte und bisher vierte Operation im November 2022 hat mir viel Schmerzlinderung verschafft, so dass meine Gesundheit es mir erlaubt, diese Reise anzutreten. 
  • Mit unserer guten Schulbildung, Ausbildung und Studium als Basis, konnten wir gut bezahlten Jobs nachgehen und finanzielle Rücklagen aufbauen, mit der wir die Weltreise finanzieren. Zudem haben wir beide tolle und liebevolle Familienmitglieder verloren, aber dadurch auch Geld geerbt, was wir nun für die Weltreise nutzen. 
  • Unsere Familien und unser Freundeskreis unterstützt uns bei unseren Plänen. So konnten wir zum Beispiel unsere Sachen bei unseren Familien einlagern und dürfen auch in Lara’s altem Kinderzimmer bis zum Abflug unterkommen. Auch wenn wir wiederkommen, haben wir ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch. Zudem wissen wir, dass auch wenn alles schief geht und wir völlig pleite am anderen Ende der Welt festsitzen, es Menschen zu Hause gibt, die uns ein Flugticket nach Deutschland kaufen und bei denen wir für eine Zeit lang unterkommen können. 
All das ermöglicht es uns überhaupt die Weltreise zu verwirklichen und gibt uns die Sicherheit das Abenteuer zu wagen. Mut spielt dabei eher eine kleine Rolle.  Deshalb finden wir es auch nicht richtig zu sagen, dass jede oder jeder ihren oder seinen Traum verwirklichen kann, wenn sie oder er nur fest daran glaubt. Für Menschen mit vielen Privilegen ist es viel einfacher Träume zu verwirklichen. Leider können wir deine Privilegien nicht ändern, dass kann niemand. Aber wir können dir eine kleine Portion Mut mit auf dem Weg geben:  Wenn du einen Traum hast, dann schaue, was du brauchst, um den Traum zu erreichen. Informiere dich, schaue, wie es möglich werden kann und suche dir Unterstützung. Schritt für Schritt. Manchmal braucht es für den Anfang nur Vorbilder oder Menschen, die einem sagen, trau dich, du schaffst das. Also was macht dich glücklich? Was wolltest du immer schon mal machen? Wovon träumst du? Und was hält dich davon ab es in die Tat umzusetzen? Versuche deine Ängste zu benennen, dir das worst case Szenario vorzustellen, erzähle anderen von deinen Ideen und so wirkt das meiste nur noch halb so beängstigend. Nimm all deinen Mut zusammen und lebe dein Leben, so wie du es dir wünschst. Und wenn es nicht so klappt, wie du es dir vorstellst, mach das beste draus. Wir leben nur einmal. 

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Kirstie

    So toll, dass Ihr das macht! Eileen, Du bist ein super Vorbild für alle Endomädels! Ich bin so gespannt auf Eure Berichte! Ganz viel Spaß! Liebe Grüße Kirstie 🙂

    1. Lara

      Liebe Kirstie, vielen Dank für deine Worte, sie bedeuten mir viel! Ich werde auf jeden Fall berichten, wie die Endo und das Reisen sich vertragen 🙂

  2. Bianca

    Ich wünsche euch einen tollen Start, viele tolle Begegnungen mit wunderbaren Menschen, super schöne Erfahrungen und die damit einhergehenden Erinnerungen. Und bleibt vorallem gesund und habt einfach viel viel Spaß. Liebe Grüße Bianca

    1. Lara

      Liebe Bianca, danke für deine Wünsche! <3

  3. Ingo

    Richtig toller Beitrag. Ich finds super, das ihr diesem wichtigem Thema hier Raum gebt und eure Privilegien hinterfragt, dass sollten wir alle tun! <3

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