UNSER SUNNY SPOT IM YUKON
Auf einmal stehen wir wieder am Flughafen von Whitehorse und erinnern uns, wie wir vor einem Monat hier einen kurzen Zwischenstopp auf dem nach Inuvik gemacht haben. Gefühlt ist seitdem eine halbe Ewigkeit vergangen, so viel haben wir erlebt und gesehen. Damals sind wir kurz raus um zu schauen, wie sich die -15 Grad anfühlen, die schon wirklich sehr kalt waren. Nun kommen wir bei -25 Grad an und denken: Mensch, ist das warm hier. Karen, unser Host für die nächsten Wochen, holt uns vom Flughafen ab. Malte ist etwas enttäuscht, dass wir „nur“ mit einem kleinen PKW abgeholt werden, da er bei einer Farm mit einem großen Pick-Up gerechnet hat – mit dem werden wir später aber auch noch fahren. Wir fahren vom Flughafen nicht Richtung Whitehorse Zentrum, sondern raus aus der Stadt. Die Umgebung mit den Bergen im Hintergrund ist atemberaubend und wird uns bei jeder Fahrt immer wieder aufs Neue faszinieren. Karen erzählt während der Fahrt über ihre Kinder, ihren Ehemann Chance, die Ziegenfarm, die sie zusammen betreiben und die letzten drei Workawayer, mit denen sie eine tolle Zeit hatten. Wir müssen erstmal mit den ganzen englischen Farm-Begriffen klarkommen und verstehen mit der Zeit, dass „Bucklings“, männliche und „Doelings“ weibliche junge Ziegen sind. Angekommen bei der Farm lernen wir Chance und die beiden Baby-Ziegen Daisy and Mayflower kennen, die am 5. Februar geboren sind. Eigentlich hatten sie noch ein Geschwisterchen, aber das ist leider erfroren. Auch Mayflower wäre fast gestorben, aber Andrew, ein Workawayer, der Veterinärmediziner ist, konnte sie glücklicherweise retten. Die Schwangerschaft bzw. die Geburt von den beiden/dreien war nicht geplant und ist daher leider im Winter bei starken Minusgraden passiert. Die anderen schwangeren Ziegen, die sich zurzeit auf der Farm befinden, werden ihre Babys im Juni, also im Sommer, bekommen. Als erstes lernen wir, den beiden mit der Flasche Milch zu geben, was gar nicht so einfach ist, da sie ganz schön stürmisch sind und ihren Mund schnell und heftig gegen den Nippel drücken (sogenanntes „Bonding“). Ansonsten sind sie aber sehr niedlich und wir freuen uns schon, sie die nächsten Tage wieder füttern zu dürfen.
Dann lernen wir noch Noah, Karens 22-Jährige Tochter kennen, die ebenfalls mit auf der Farm wohnt, aber die vor allem vor ihrem PC sitzt, zockt oder YouTube-Videos schaut, während sie mit ihrem Freund, der in den USA lebt, telefoniert.
Karen kocht leckeres Abendbrot und zeigt uns unser kleines gemütliches Zimmer oben im 1. Stock im Haus. Wir fallen ziemlich erschöpft ins Bett und sind froh, dass wir am nächsten Tag erst um 10 Uhr anfangen zu arbeiten und nicht wie im Bush-Camp zwischen 7-7:30 Uhr aufstehen müssen. In der ersten Nacht wacht Malte morgens früh auf, weil er auf Toilette muss. Er dreht sich wieder um, weil er keine Lust hat seine dicken Klamotten anzuziehen, um draußen aufs Outhouse gehen zu können. Dann stellt er jedoch fest, dass wir ja nicht mehr im Bushcamp sind und er einfach so über den warmen Flur ins warme Badezimmer gehen kann – was ein Luxus.
Chores
Chance zeigt uns die die nächsten Tage die Morgen- und Abendroutine, genannt „Chores“, die täglich auf der Farm gemacht werden müssen. Dazu gehört, das Futter für die fünf Hunde vorzubereiten. Ruby und Molly sind zwei Hunde, die mit im Haus wohnen, auf die die beiden eigentlich nur mal eine kurze Zeit aufpassen sollten. Doch dann ist die Besitzerin verstorben und die Kinder der Besitzerin wollten die Hunde ins Tierheim geben. Karen und Chance wollten aber auf keinen Fall, dass die beiden getrennt werden, also haben sie sie behalten. Chance nennt sie immer die „Zero Dollar-Dogs“, weil sie nichts gekostet haben und Chance jetzt auch keine hohe Summe für medizinische Behandlungen ausgeben würde. Ruby hat nämlich Krebs (aber keine Schmerzen bisher) und Molly Nierensteine (dagegen bekommt sie Medikamente). Die beiden sollen einfach noch ein restliches schönes Leben bei ihnen haben, bis es Zeit ist für sie zu gehen. Die anderen drei Hunde sind Sascha, 2 Jahre alt, sie ist die Mama von Lui und Roy, den Puppies, die erst 8 Monate alt sind. Alle sind Pyrenäen-Hunde, die dafür da sind, die Ziegen vor möglichen Raubtierangriffen wie von Bären, Wölfen und Pumas zu beschützen. Roy ist leider manchmal etwas aggressiv gegenüber den Ziegen, deswegen werden sie ihn wohl wieder verkaufen. Lui und Roy sind allerdings nicht mehr so klein und niedlich wie die Puppies in Inuvik, sondern schon wirklich große (im Stand größer als ich), sehr verspielte Hunde. Okay, sorry aber wieder zurück zu den Morning Chores: Wir bereiten also das Hundefutter vor, füllen die Wasssercontainer auf, nehmen die Milchmaschine und machen uns auf dem Weg zum Stall (=barn). Im Winter, wenn noch Schnee liegt, ziehen wir alles mit kleinen Schlitten rüber. Gegen Ende unser Zeit auf der Farm ist der meiste Schnee bereits geschmolzen und wir transportieren alles mit dem Kabota, einem kleinen Traktor. Im Sommer gibt es eine Wasserleitung zum Barn, die jetzt aber gerade noch zugefroren ist. Angekommen beim Stall lassen wir erstmal Sascha und danach Lui und Roy raus und geben ihnen ihr Futter. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, warum die Hunde im Stall eingeschlossen sind, weil sie da ja gar nichts gegen die Raubtiere machen können. Das ist nur momentan so, weil die Raubtiere im Winter ja Winterschlaf machen und diese Pyrenäen-Hunde einfach super viel bellen, was nachts ganz schön laut ist. Wenn’s wärmer wird, werden sie aber draußen im Gehege für die Ziegen bleiben und diese bewachen. Im Barn befinden sich 9 Bucklings in einem Stall, 13 Doelings in einem anderen (alle so 6 Monate alt), Mable, die Mama von Daisy und Mayflower, momentan alleine in einem Stall und drei Hähne, die K, F und C heißen und kleine Biester sind. Wir füttern die KFC-Biester und füllen für alle Wasser auf. Meistens ist das Wasser in den Eimern gefroren und wir müssen es einmal draußen ausleeren, bevor wir neues auffüllen können. In dem Stall stehen zudem zwei große Heuballen auf Paletten, damit sie von unten nicht nass werden, wenn der Schnee schmilzt und das Wasser durch den Barn läuft. Chance zeigt uns, wie wir das Heu am besten mit der Heugabel vom Ballen bekommen und dass es manchmal verschimmelte Stellen im Ballen gibt, die wir aussortieren müssen, weil die Ziegen es nicht essen. Wir füllen die Futterhalter (=feeder) der Ziegen im Stall und lernen die jungen Zieglein etwas kennen. Es ist interessant zu sehen, dass alle unterschiedliche Charaktere haben. Manche sind eher ängstlich, andere richtig frech. Mit der Zeit lernen sie uns aber auch besser kennen und werden zutraulicher.
Dann zeigt Chance uns noch, wie man Mable milkt. Neben ihrem Stall gibt es so etwas wie einen niedrigen Tisch (Melkstand), auf den sie springt. Am Ende dessen sind Holzbalken, wo sie ihren Kopf durchsteckt, um an ihren Napf mit Gemüse-Leckereien zu kommen. Wenn sie ihren Kopf durchgesteckt hat, verschieben wir einen Holzbalken, sichern ihn mit einer großen Schraube und Mabel kann ihren Kopf nicht mehr zurückziehen. Wir können uns entspannt daneben setzen und kommen gut an ihren Euter, um sie zu melken. Chance zeigt uns auch, wie man mit der Hand melkt. Gar nicht so einfach, wie es aussieht und vor allem echt anstrengend. Wir brauchen gefühlt über eine halbe Stunde um zwei 1l-Gläser zu füllen. Chance füllt ein Glas in drei Minuten. Ist wohl learning by doing und vor allem die richtige Technik finden. Glücklicherweise haben wir eine kleine Melkmaschine mit einem Eimer und Schläuchen mit zwei Saugglocken, die wir an die Zitze anbringen können. Diese saugen sich durch ein Vakuum an den Zitzen fest und pressen durch Unterdruck die Milch aus den Zitzen. Mit dieser Maschine dauert das Melken höchstens füfnf Minuten. Aber da die Maschine natürlich auch mal kaputt gehen kann, müssen wir wissen, wie wir mit der Hand melken. Mable ist, glauben wir auch ganz froh, dass wir die Maschine benutzen, ihre Geduld ist nämlich nicht mehr so groß, wenn ihr Napf mit Essen leer ist und sie fängt an mit ihren Beinen aufzustampfen und unruhig zu werden. Dies wird aber auch besser, nachdem sie sich an uns gewöhnt hat und wir werden natürlich auch von Tag zu Tag schneller und routinierter. Nach dem Melken befreien wir Mable’s Kopf wieder und sie darf frei im Stall und draußen herumlaufen. Für uns geht’s nun auch nach draußen und wir füllen Wasser und Heu im Draußenbereich auf. Draußen gibt es einmal den „Gen Pop“, wie Chance und Karen es nennen. Es steht für „General Population“, also allgemeine Bevölkerung. Darin befinden sie die meisten Ziegen. Es sind über 20 weibliche Ziegen, von denen hoffentlich alle schwanger sind und im Juni gebären. Wenn wir durch den Gen Pop gehen, kommen wir zu einem kleineren Gehege, dem „Love Shack“. Hier gibt es einen großen Bock (=buck) namens Centurion und sieben weibliche Ziegen, die von ihm begattet werden sollen. Näher beim Haus gibt es auch noch ein weiteres Gehege, indem ein weiterer Buck namens Decimus mit fünf anderen weiblichen Ziegen wohnt. Auf der Farm gibt es 62 Ziegen und wir fragen uns, wie wir da je alle Namen lernen sollen. Doch wir stellen fest, dass es ganz schön viele unterschiedliche Arten von Ziegen gibt: Groß, klein, dick, dünn, schwarz, weiß, braun, grau, bunt, mit geraden oder gebogenen Hörnern, mit nur einem Horn, ganz ohne Hörner, mit Waddeln und ohne, breiten oder schmalen Köpfen, und alle mit ganz unterschiedlichen Charakteren – und dadurch schaffen wir es auch zumindest ein paar Namen zu lernen, wie zum Beispiel den von Lucy. Sie ist nämlich wirklich ein Teufel/Luzifer, oder auch die Alpha-Ziege im Gehege, die bestimmt wo es lang geht und die anderen lieber Abstand halten, wenn es Leckereien gibt. Die großen Böcke sind auf den ersten Blick auf jeden Fall ganz schön angsteinflößend, vor allem wenn sie einem mit ihren Hörnern zu nah kommen. Die meisten der Ziegen sind jedoch eher ängstlich, zumindest am Anfang. Als sie merken, dass wir meistens vorbeischauen, um ihnen Futter zu geben, werden sie jedoch zutraulicher, schnuppern an uns oder reiben ihre Köpfe an uns. Was besonders schön zu sehen ist, dass Mutter und Tochter, wie z.B. Serafim und Carina, obwohl schon erwachsen, trotzdem oft zusammenliegen und kuscheln. Die beiden sind auch leicht zu erkennen, da sie beide weiß sind, Carina immer lächelt und Serafim auf ihrem Rücken eine große Kerbe hat, wo sie von einem größeren Raubtier angegriffen wurde.
Die erste Zeit brauchen wir etwas länger für die Chores, doch mit der Zeit spielen wir uns ein und meist dauert es nur noch eine Stunde. Abends macht Malte die Chores oft alleine. Dabei hört er Musik oder Podcast über seine Kopfhörer und bekommt so seine kleine „Me-time“. Ich kann in der Zeit im Haus helfen oder mich ausruhen.
Wir stellen fest, dass die Farmarbeit uns echt Spaß macht und wir morgens eine andere Motivation haben, aufzustehen – wenn wir wissen, dass dort Tiere auf uns warten, die versorgt werden wollen. Allerdings merken wir auch, was für eine krasse Verantwortung es ist. Denn was ist, wenn man mal krank ist und es einem richtig schlecht geht? Oder einfach mal keine Lust hat und sich einen Tag ausruhen möchte? Von Urlaub ganz zu schweigen.. eine Farm zu haben, ist definitiv eine Lebensentscheidung, die gut überlegt sein sollte.
Wir fühlen uns auf der Farm viel wohler als im Bushcamp im Inuvik. Das liegt vor allem daran, dass wir viel weniger arbeiten müssen, wir direkt sehen, dass wir Karen und Chance mit unserer Arbeit helfen und sie unsere Anwesenheit und Unterstützung sehr wertschätzen. Die ersten Tage brauche ich zwischendurch Pausen und Mittagsschlaf. Einen Tag bin ich wieder richtig krank mit ganz viel Spucken und auf Toilette sitzen und wir fragen uns, ob das immer noch vom Bushcamp kommt. Aber Noah und Chance erwischt es auch, daher kann es auch was anderes sein. Karen vermutet zwischendurch, dass ich mir da das Bieber-Fieber eingefangen habe, was man durch verunreinigtes Wasser bekommen und was immer wieder ausbrechen kann. Telefonisch erhalten wir endlich unsere Testergebnisse aus der Klinik in Inuvik und meine Werte sind alle gut, Bieber-Fieber negativ. Die Ärztin sagt, dass ich mir wohl ein Virus zugezogen hatte, allerdings gehe ich aufgrund der schlechten Hygiene im Camp weiterhin von verunreinigtem Wasser aus. Nach einem Tag geht’s mir glücklicherweise besser und ich kann wieder trinken und essen. Ich hoffe echt, das war jetzt das letzte Mal für eine ganz lange Zeit (ich rechne erst wieder in Südamerika damit..).
Loop
Der erste Samstag, an dem wir auf der Farm sind, ist ein „Loop“-Samstag. Loop ist ein Programm, an dem lokale Supermärkte und Farmen teilnehmen können, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Jeden Tag haben die Supermärkte Ware, die sie nicht mehr verkaufen können. Das kann Ware sein, die abgelaufen ist, Ware, die gekühlt werden muss, die aber von Kundinnen und Kunden irgendwo anders im Supermarkt liegen gelassen worden sind, oder Ware, die schmutzig ist, also z.B. in einem Karton ist ein Joghurt aufgeplatzt und über alle anderen Joghurts ausgelaufen, so dass diese Joghurts nicht mehr verkauft werden können, weil sie klebrig sind. Diese Ware geht zum Teil an die Foodbank (Tafel) oder eben an Farmen, die Teil von „Loop“ sind. Dafür müssen die Farmen sich registrieren und einen Kurs machen, wo zum Beispiel erläutert wird, wie der Abfall richtig recycelt wird. Jeden Tag kommt eine andere Farm zum Abholen der unverkäuflichen Ware, um diese an die Tiere auf der Farm zu verfüttern oder es direkt für den Kompost zu nutzen. Wir Menschen dürfen die Lebensmittel nicht essen.
Die Sunnyspot Farm holt jeden 2. Samstag vom Superstore, einer von den drei großen Supermärkten in Whitehorse, Ware ab. Mit dem großen Pick-Up mit Anhänger dahinter fahren wir eine halbe Stunde in die Stadt und warten vor dem Wareneingang, dass alle LKWs weg sind und wir mit dem Anhänger ranfahren können. Und dann bekommen wir Kartons aus verschiedenen Bereichen: Obst- und Gemüse, Tiefkühler, Lebensmittel aus den Gängen, Backwaren, Delikatessen etc. Wir stapeln die Kartons im Anhänger, fahren zurück und laden alles in den „Shop“, so wie wir die eine Scheune nennen. Dabei versuchen wir die Kartons direkt zu sortieren und z.B. die Sachen, die gekühlt werden müssen, nah an die Außenwand zu stellen. Die Scheune ist nicht beheizt, daher ist es im Winter relativ gut gekühlt. Es befindet sich aber auch der Generator für die Stromversorgung darin, der ziemlich warm wird, wenn er läuft. Zudem schauen wir, dass Sachen, die schnell schlecht werden, in einer Ecke gesammelt werden, damit wir sie schnell verarbeiten können. Es ist krass zu sehen, wieviel Lebensmittel aus einem Supermarkt in einer Stadt mit 25.000 Einwohnenden, eigentlich weggeschmissen worden wären. Und das an einem Tag! Denn an den anderen Tagen, holen andere Farmen weitere Lebensmittel ab. So ein Loop-Samstag bereitet mir besonders große Freude, da ich mich über jedes nicht weggeworfene Lebensmittel, was wir noch an die Tiere verfüttern können, unheimlich freue. Am besten sind die Sachen aus der Obst- und Gemüseabteilung, da wir wissen, wie sehr die Ziegen zum Beispiel Romana Salatherzen lieben. Oft sind es so 4er Packungen, wo ein Salatherz dunkel geworden ist, und die ganze Packung dann nicht mehr verkauft werden kann. Oder eine schimmlige Tomate in einer 500g-Packung Tomaten. Nach dem Samstag heißt es vor allem, sortieren und schnippeln. Wir sortieren gammlige Sachen aus bzw. machen die dunklen Salatblätter ab, da sich darunter noch schöner grüner Salat befindet. Schimmlige Lebensmittel essen die Ziegen nämlich auch nicht. Wir schneiden die Lebensmittel klein und bereiten sogenannte „Treat“-Boxen, also Leckerlie-Kartons für die Ziegen vor. Aubergine mögen die Ziegen leider nicht und die Samen der Paprika dürfen sie nicht essen. Besonders gut finden sie auch Brot oder Gebäck. Also bereiten wir immer eine bunte Mischung vor. Fleisch, Reis, Nudeln und Salatmixe bekommen die Hunde in ihren Näpfen zusammengemischt. Rohes Fleisch, Reis und Nudeln müssen wir natürlich erst für sie kochen. Die Hühner bekommen auch Salatmixe, einige Fertiggerichte oder Tiefkühlsachen, allerdings alles vegetarisch. Und so können wir echt ziemlich viel von den Loop-Lebensmitteln noch verfüttern und nur wenig geht direkt auf den Kompost. Auch wenn das ganze Sortieren und Schnippeln viel Zeit kostet und es eine große Menge an Müll ist, die durch die Lebensmittelverpackungen entsteht, können Karen und Chance so auch Geld sparen, was sie sonst für Tierfutter ausgegeben hätten.
Freizeit
An unseren zwei freien Tagen in der Woche, die meistens unter der Woche sind, da am Wochenende viel zu tun ist, haben wir seit längerem mal wieder freie Zeit für uns. Unseren ersten freien Tag nutzen wir dazu, uns Whitehorse anzuschauen. Karen nimmt uns morgens mit auf dem Weg zur Arbeit und setzt uns am CGC (Canada Games Center) ab. Dort drin gibt es ein Schwimmbad und viele verschiedene Sportfelder (Fußball, Basketball, Tennis, Ice Hockey, Laufbahn etc.). Karen hat uns empfohlen unbedingt nach ganz oben in dem Gebäude zu gehen, weil man von dort einen tollen Ausblick auf die Stadt hat und es einen schönen Weg zum Laufen gibt. Wir stellen fest, dass es zwar einen tollen Ausblick gibt, aber ansonsten ist es oben nur eine Laufstrecke im Kreis, wo viele Personen unterwegs sind. Wir fragen uns warum, Leute es toll finden, drinnen im Kreis zu laufen. Erinnern uns jedoch, dass die Winter im Yukon lang und kalt sind, und dass die Menschen so einen Ort haben, um weiterhin Laufen zu gehen. Das Schwimmbad ist mit einem Kinderbecken und einen Bahnenbecken jetzt auch nicht das größte, aber wir freuen uns mal wieder ein paar Bahnen ziehen zu können und im Whirlpool zu chillen. Oh, und ein Dampfbad gibt es auch. Nur in die kleine Sauna gehen wir nicht, weil man hier mit Badezeug in die Sauna geht und sich allein die Vorstellung mit Kleidung in die Sauna zu gehen total falsch anfühlt. Nach der kleinen Erfrischung laufen wir zu Fuß zu Karen’s Arbeit und dürfen uns ihr Auto für den Tag ausleihen. Wir fahren in die Stadt und gehen Frühstücken bzw. Mittagessen. Danach schlendern wir durch Whitehorse und stellen fest, dass die Stadt echt klein ist. Aber für den Yukon ist sie groß, denn im ganzen Yukon, der fast 500.000 Quadratkilometer groß ist, leben rund 40.000 Menschen, davon 25.000 in Whitehorse. Nur im Vergleich Deutschland ist 360.000 Quadratkilometer groß und wir haben 80 Millionen Einwohnende. Diese Dimensionen gehen bis heute nicht in meinen Kopf, auch wenn wir einmal quer durch Kanada gefahren sind. Zurück zu Whitehorse: Die Stadt hat eine kurze Einkaufsstraße mit ein paar Souvenirläden und verteilt ein paar niedliche Cafés und Restaurants. Sonst hat die Stadt nicht viel zu bieten. Dennoch hat sie Charme. Die zum Teil alten Gebäude, die für mich aussehen wie aus einem Westernfilm, der Fluss, der Yukon River, der sich an der Stadt entlang schlängelt und dahinter direkt die Berge, sorgen für eine schöne, heimische Atmosphäre. Wir spazieren in der Sonne am Fluss entlang und sehen wie die Eisschollen auf dem Fluss langsam aufbrechen und schmelzen. Es ist wunderschön hier und ich fühle mich richtig wohl. Dann schauen wir uns noch das Dampfschiff SS Klondike, aus der Zeit des Goldrausches, an, als im Yukon über 100.000 Menschen zumindest eine Zeit lang gelebt haben. Leider können wir das Schiff nicht von innen anschauen, da fast alle Sehenswürdigkeiten oder Nationalparks im März noch geschlossen sind und erst wieder im Mai zur Saison eröffnen werden.
So ist es leider auch, als wir mit zwei anderen Workawayern Vitalina und Oksana, die für eine Woche auf der Farm sind, einen kleinen Roadtrip machen. Wir dürfen uns wieder Karen’s Auto ausleihen und an einem weiteren freien Tag die Gegend von Whitehorse anschauen. Wir fahren einen kleinen Loop über Carcross sowie Tagish mit einem kleinen Schlenker zum Teslin Lake. Die Städte bzw. eher Dörfer sind echt winzig und haben, da zur Zeit fast alles geschlossen ist, auch nicht wirklich viel zu bieten. Dennoch sind auch andere Touristinnen und Touristen mit uns unterwegs und wir stellen uns vor, wie viele Leute hier im Sommer unterwegs sind. Und sind direkt froh, dass wir die Dörfer und Straßen fast ganz für uns alleine haben. Und vor allem die wunderschöne Landschaft mit ihren Bergen und Seen. Wir kommen bei der ganzen Fahrt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Der Yukon hat es echt in sich.
Die Zeit mit Vitalina und Oksana ist sehr schön. Die beiden wohnen im „Baumhaus“, also einer kleinen selbstgebauten Hütte neben einem Baum, können aber immer ins Haus kommen, wenn sie möchten. Es ist schön, sich mit anderen Menschen, die ebenfalls durch die Welt reisen, auszutauschen. Die beiden kommen aus der Ukraine, reisen zusammen durch Kanada und wollen auch noch weiter nach Südamerika. Vitalina, die in der Nähe von Kiew wohnt, sieht keinen Grund zurückzugehen, solange Krieg in ihrem Heimatland herrscht. Sie erzählen uns von der Situation zu Hause und dass erst letzte Woche das Haus direkt neben dem Haus von Vitalinas Schwester zerbombt wurde. Wir können uns nicht vorstellen, was für ein Gefühl es sein muss, wenn zu Hause Krieg herrscht und welche Ängste sie um ihre Familien haben. Wir sind sehr beeindruckt von den beiden. Besonders Vitalina ist eine der positivsten Menschen, die ich je getroffen habe, mit so einer besonderen Lebensfreude und einer tollen Art ihre Gefühle und Gedanken zu kommunizieren. Am meisten beeindruckt sind wir von ihrer Art zu reisen. Die beiden hitchhiken und couchsurfen nämlich durchs Land. Also sie trampen, fahren mit Mitfahrgelegenheiten von Ort zu Ort und schlafen bei fremden Menschen, die ihnen ihre Couch oder Bett anbieten. Zwischendurch bleiben sie auch mal länger an einem Ort, wie z.B. hier auf der Farm mit Workaway. Von Whitehorse aus trampen sie die ganze Strecke nach Vancouver und schaffen die über 2.300km in knapp zwei Wochen. Demnächst wollen sie von Vancouver aus nach Toronto trampen, also die Strecke, die wir mit Mausi in drei Wochen gefahren sind. Es ist unheimlich erfrischend und ermutigend sich mit den beiden Mädels, die übrigens 23-24 Jahre alt sind, auszutauschen. So ermutigend, dass ich uns direkt auch mal ein Couchsurfing-Profil einrichte, bzw. meins von vor ein paar Jahren wieder aktiviere und mir fest vornehme, dies auch auszuprobieren. Ich hoffe, dass wir den beiden nicht zum letzten Mal auf unserer Reise begegnet – und mal schauen, ob Malte und ich bis dahin auch Couchsurfer geworden sind 😀
Eigentlich wollen wir an unseren freien Tagen noch weitere Ausflüge, zum Beispiel nach Alaska (nur 2h entfernt) oder Dawson City machen. Aber wir können uns nicht richtig motivieren und da die meisten Sachen noch geschlossen haben, sagt Karen, dass es sich jetzt nicht lohnt. Für mich fühlt es sich erst blöd an, weil ich ja meine Liste bzw. meine Karte mit meinen ganzen Fähnchen habe, wo ich noch überall hin möchte. Doch seitdem wir unterwegs sind, merken wir auch, dass dieses Abhaken von Orten und Sehenswürdigkeiten, gar nicht die Momente sind, die uns am meisten in Erinnerung bleiben. Natürlich macht es auch Spaß sich besondere Orte anzuschauen und ein Foto von z.B. sich mit der Skyline von New York City zu haben. Wenn ich mich jedoch an die schönsten Momente auf unser bisherigen Reise erinnere, sind es nicht die Situationen mit Sehenswürdigkeiten, sondern die Momente, mit Menschen und Landschaften, die in mir besondere Gefühle ausgelöst haben und deswegen in meinem Gedächtnis eingebrannt sind. Diese Erkenntnis möchten wir für die Weiterreise gerne beim Planen mitbedenken und sie muss auch in meinem Listen-Planungs-Kopf ankommen 😀 Während der Zeit auf der Farm schaffen wir dies ganz gut. Wir machen keine weiteren großen Ausflüge mehr, sondern genießen die Zeit im Hier und Jetzt. Da Karen’s Tochter Megan oft auf dem nahliegenden Berg Mount Sima Snowboard fährt, leihen wir uns auch Skier aus und stehen seit gefühlt über 15 Jahren das erste Mal wieder auf Skiern und fahren die Piste herunter. Tatsächlich ist es so wie Rad fahren und wir haben es nicht verlernt. Es kostet uns jedoch einiges mehr Überwindung und die Angst sich alle Knochen zu brechen ist auch viel größer als früher. Wenn wir die kleinen Menschen so mit ihren Snowboards und Skiern den Berg runterflitzen sehen, wünschten wir, wir wären auch nochmal Kinder, so unbesorgt und mit so viel Vertrauen ins Leben. Das Ding ist aber auch, wenn die hinfallen, schütteln sie sich einmal und stehen wieder auf. Als wir uns ordentlich auf die Fresse legen, brauchen wir erstmal gefühlte 10 Minuten, um wieder auf beiden Beinen zu stehen. Aber egal, wir trauen uns trotzdem, schaffen es ohne Verletzungen den Berg runter und es macht uns so viel Spaß, dass wir noch einmal für einen ganzen Tag wiederkommen und Malte mit einer Bestzeit von fünf Minuten nachher die Piste runterknallt. Nach dem Tag kann ich mich ein paar Tage nicht so gut bewegen 😀 Ich wusste gar nicht, wie sehr man die Hüfte und das Becken zum Skifahren braucht. Daher bin ich umso stolzer, dass ich mich getraut habe, und merke, dass ich erst wieder lernen muss, stärkeres Vertrauen in meinen Körper, vor allem mein linkes Bein, zu bekommen (Prof. Alkatout ist bestimmt auch stolz auf mich).
Die restliche Zeit auf der Farm verbringen wir viel mit Kuscheln mit den Hunden und Babyziegen. Ihr glaubt gar nicht, wie verkuschelt Babyziegen sein können. Mayflower ist nicht so kuschelig, aber Daisy liebt es auf dem Arm zu chillen und sich streicheln zu lassen. Die Momente, in denen wir einfach nur in der Sonne in unseren Stühlen vor dem Haus sitzen mit den Babyziegen auf dem Arm sind unbeschreiblich schön. Wir stellen fest, wie wichtig Tiere für uns sind und dass wir, wenn wir zurückkommen, gerne Tiere haben möchten, vielleicht sogar eine Farm? Nachdem wir allerdings einmal den Stall ausgemistet haben und merken, wie krass anstrengend das ist, sind wir auch ganz schnell wieder ab von dem Gedanken. Malte schlägt einen Lebenshof, für gerettete Tiere, vor und diese Idee finde ich sehr schön. Auch wenn diese Gedanken vielleicht alle nur Träume bleiben, weil es schwierig ist einen Lebenshof zu finanzieren, macht es trotzdem sehr viel Spaß rumzuspinnen und zu schauen, was uns glücklich macht.
Beim Thema „Tiere“ möchte ich auch noch ein Erlebnis aufgreifen, was nicht so schön war. Die Ziegenfarm ist nicht darauf ausgelegt, Ziegenkäse und -milch zu verkaufen, sondern hier wird Ziegenfleisch verkauft. Und zwar, dass von den jungen Bucklings, also den jungen Ziegenböcken. Irgendwann ist es soweit und Karen bekommt eine Bestellung von einem Filipino. Einige Filipinos essen nämlich sehr gerne zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel einer Geburt, Ziegenfleisch. Seit drei Wochen füttern wir jeden Tag die Ziegen, auch die 9 Bucklings. Mittlerweile haben sie sich an uns gewöhnt, wir reden mit ihnen, wir streicheln sie, wir haben jeder unsere Lieblinge und wissen, welche besonders frech sind und gerne mal in den Feeder springen. Und nun soll einer von ihnen getötet werden. Ich gehe in den Stall und frage mich, ob ich einfach einen aussuchen und entscheiden kann, dass er sterben muss. Tatsächlich kann ich das und suche einen aus. Am nächsten Morgen schaut mir dieser Buckling besonders lang in die Augen… puuh nee, der darf es doch nicht sein. Malte erzählt meine Auswahl jedoch Karen und Chance und die beiden sind froh, dass ich schon eine Ziege ausgesucht habe. Na toll. Chance holt den Buckling aus dem Stall und bringt ihn in einen Käfig nah der Scheune. Dort bleibt er erstmal eine Weile, um sich wieder zu beruhigen. Chance bereitet alles vor und dann ist es soweit. Es geht alles superschnell. Chance holt die Ziege aus dem Käfig, nimmt sie zwischen die Beine, legt das Bolzenschussgerät zwischen die Hörner an, drückt ab und zack ist ein Lebewesen tot. Es bestürzt mich, wie wenig es mich in diesem Moment bestürzt. Es ging so schnell. Chance schneidet der Ziege die Kehle auf, damit sie ausbluten kann und hängt sie am Traktor auf, um sie an der Schaufel hochzuziehen. Danach verbrennt er das Fell mit so etwas wie einem Bunsenbrenner. Der Kunde hat die Ziege komplett bestellt, da er auch den Kopf, das Blut, die Haut usw. verwerten möchte. Eigentlich wollte ich gerade schreiben, dass es wenigstens gut ist, dass alles von dem Tier verwertet wird. Aber dieses Argument fühlt sich irgendwie absurd an. Auch, dass diese Art des Tiere Tötens noch mit „die beste“ ist, weil das Tier so am wenigsten leidet, klingt absurd. Denn am Ende ist die Ziege, die ich ausgesucht habe, tot, weil sie jemand essen will. Weil ein Mensch zwei Minuten einen „leckeren“ Geschmack auf der Zunge haben will. Und zwei Absätze zuvor habe ich geschrieben, wie schön es ist, mit den Ziegenbabys und den Hunden zu kuscheln. Wie absurd ist das bitte? Wieso nehmen wir Menschen uns heraus, zu entscheiden, dass wir manche Lebewesen töten, für den Geschmack, und andere wiederum unser Ein und Alles sind und mit uns im Haus leben? Mir hat die Zeit auf der Ziegenfarm auf jeden Fall gezeigt, dass ich weiterhin kein Fleisch essen möchte. Und nicht nur, weil ich gegen die Massentierhaltung bin und das extreme Leid, was den Tieren dort angetan wird. Sondern auch weil kein Lebewesen es verdient hat, getötet zu werden, damit Menschen es essen können. Ja, es gibt noch Länder in denen Menschen darauf angewiesen sind, um zu überleben, aber wir in Deutschland sind es nicht. Zu diesem Thema kann ich übrigens einen sehr guten Podcast empfehlen, der genau der Frage nachgeht, warum wir Tiere essen „Wen dürfen wir essen?“ von Radio Bremen.
Harter Cut.
Der Abschied von unserem Sunnyspot im Yukon fällt uns besonders schwer. Wir fühlen uns hier sehr wohl und haben das Gefühl schon ein bisschen zur Familie zu gehören. Die letzten Tage haben wir viel mit Aislyn, der kleinen Tochter von Megan (Karen’s Tochter) verbracht. Aislyn ist vor kurzem ein Jahr alt geworden und wir waren auch auf ihrer süßen Geburtstagsparty. Es fühlt sich schön an, mal wieder auf einem Familiengeburtstag zu sein, aber auch eigenartig, weil wir gleichzeitig unsere Familie zu Hause sehr vermissen und wissen, dass wir zum Beispiel an dem 1. Geburtstag unseres Neffen nicht dabei sein werden. Auch wenn er davon nicht soviel mitbekommt, ist es trotzdem schade, an dem Tag nicht dabei zu sein. Wir sind dankbar, dass wir trotzdem Teil eines 1. Geburtstag sein und Zeit mit einem kleinen Baby verbringen durften. Die Zeit auf der Farm hat uns richtig gut getan und wir merken langsam, wie wir so richtig im Reise-Modus angekommen sind. Also nicht, dieses viel Reisen und Sachen abhaken, sondern das Momente genießen, frei sein und Zeit mit vielen tollen Menschen verbringen. Denn wenn wir was gelernt haben, in den letzten Monaten, dann dass wir an einem superschönen Ort mit blöden Menschen sein und eine nicht so gute Zeit haben können, aber wir an einem nicht so tollen Ort mit tollen Menschen, wundervolle Zeit erleben können. Die Zeit, einen Monat im Bushcamp in der Nähe von Inuvik und einen Monat auf der Ziegenfarm in der Nähe von Whitehorse, haben uns gezeigt, dass eine längere Zeit an einem Ort, sehr gut tun kann. Workaway, also Unterkunft und Essen gegen 20-25 Stunden Freiwilligenarbeit, ist wirklich eine tolle Möglichkeit länger an einem Ort zu bleiben, Menschen vor Ort besser kennen zu lernen und dabei auch noch Geld zu sparen. Zudem haben wir so auch die Möglichkeit verschiedene Lebensweisen, wie zum Beispiel das Farmleben, zu entdecken und zu schauen, was wir gut finden und was nicht und so Entscheidungen für unser weiteres Leben zu treffen. Wir haben schon viele Ideen im Kopf und sind gespannt, was wir noch für weitere Ideen auf unserer Reise bekommen. Es wird definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir auf unserer Reise ein Workaway absolvieren werden.
Jetzt sind wir seit Ende März wieder zurück in Vancouver. Mausi geht es gut und sie ist sogar nach zwei Monaten stehen, direkt angesprungen. Wir sind das zweite Mal in der Stadt und Vancouver gefällt uns viel besser. Das liegt wohl am besseren Wetter. Mittlerweile tragen wir zum Teil kurze Hose und Top und es ist kaum vorstellbar, dass wir vor ein paar Wochen noch bei -25 Grad im Norden waren. Es liegt aber auch daran, dass wir auf der North Shore, in West Vancouver, also nicht in der Nähe von Downtown, sondern auf der anderen Seite wohnen, wo es viel schöner ist. Wir dürfen bei einer Freundin Susanne (einer alten Schulbekannten von meiner Mama) wohnen und helfen ihr im Garten und Haus. Zudem hat ihre Tochter auch jemanden zum Babysitten von ihrem bald 4-jährigen Sohn gebraucht (sie ist gerade hochschwanger, muss sich ausruhen und ihr Mann ist Pilot und war zwei Wochen fast durchgängig unterwegs). So können wir hier gerade umsonst wohnen und verdienen auch noch etwas Geld mit Babysitten und Gartenarbeit. Und als uns dann auch noch eine gute Freundin von Susanne namens Josie anbietet, in ihrem Haus zwei Blocks entfernt zu wohnen, während ihr Mann und sie vier Wochen in Europa sind, sagen wir natürlich nicht nein und freuen uns einfach großzügige und gastfreundliche Menschen kennen zu dürfen. Nachdem Malte ein paar Tage me-time alleine im Haus von Josie hat, ziehe ich auch ein und wir genießen das schöne Wetter zusammen. Eigentlich wollten wir Mitte April wieder los, damit wir am 2. Mai, wenn uns zwei Freunde aus Deutschland besuchen kommen, in Calgary sind, wo sie landen. Da Josie aber nichts gegen den Besuch unserer Freunde hat, haben sie jetzt noch einen Weiterflug von Calgary nach Vancouver gebucht. Wir bleiben noch ein paar gemeinsame Tage hier und werden dann südlich durchs Okanagan Valley die Rockies überqueren, in den Waterton National Park und weiter Richtung Banff und Jasper fahren, um die Rockies noch einmal in Ruhe und bei gutem Wetter zu entdecken. Ende Mai fliegen die beiden aus Calgary wieder zurück und dann schauen wir mal, worauf wir Lust haben. Wir haben nämlich kein Bock mehr so viel voraus zu planen, weil sich vielleicht durch Menschen, die wir treffen oder Erfahrungen, die wir machen, noch ganz andere Möglichkeiten ergeben, so wie jetzt gerade. Also mal schauen, was sich noch so ergibt. In Kanada dürfen wir mit unserem Visum bis Ende Februar / Anfang März 2025 bleiben, allerdings zwischendurch nicht aus- und wieder einreisen, dann verfällt es, aber wir könnten auch ein neues Tourivisum beantragen. Es bleibt also spannend, wo es uns hinverschlägt. Ich würde ja gerne noch einmal hoch zur Ziegenfarm und die frischgeschlüpften Babyziegen und den Yukon im Sommer sehen… 😀