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AUTOSUCHE IN QUEUEBEC

Die Suche nach einem Auto, in dem wir durch Kanada reisen können, haben wir uns definitiv einfacher vorgestellt. Okay, wir haben mittlerweile wohl auch höhere Ansprüche als vor elf Jahren in Australien, aber hier in Kanada ist in Bezug auf den Autokauf alles tausend Mal komplizierter als in Down Under. Wir versuchen euch mal mit auf unsere aufregende, zum Teil abenteuerliche, aber auch anstrengende Suche zu nehmen. 

Das erste Auto schauen wir uns in Toronto an. An dem Tag, an dem wir nachmittags mit einer Mitfahrgelegenheit nach Montréal fahren (28.06.), machen wir vormittags eine Probefahrt mit einem PKW von zwei deutschen Reisenden. In den PKW haben sie sich aus Holz ein Bettgestell gebaut, was man auch zum Sofa umfunktionieren kann. Zudem gibt es ein kleines Küchenregal mit Wasserkanister, Platz für Geschirr und Lebensmittel. Generell ein sehr cooles Auto, allerdings ist es uns etwas zu stressig, da die beiden 3 Tage später das Land verlassen wollen und wir in der Zeit noch einiges bezüglich Registrierung usw. organisieren müssten. Im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung, denn so schnell hätte es in Québec auf jeden Fall nicht geklappt. 

Auf dem Weg nach Montréal suchen wir online bereits nach Autos und ich fülle ein Online-Formular aus, um einen Termin bei einer Zulassungsstelle für einen Führerscheinumtausch zu bekommen (dazu später mehr). Malte findet einen alten Krankenwagen, der zu einem Camper umgebaut wurde. Dieses coole Teil mit Heizung, elektrisch verstellbarem Bett, Minigolf auf dem Dach des Autos und weiteren coolen Extras schauen wir uns am Sonntag (02.07.) an. Obwohl der Verkäufer und das Auto wirklich cool sind (die Sprechfunkanlage und Sirene mit Licht und Ton sind sogar noch in Takt, allerdings darf man sie offiziell nicht benutzen), entscheiden wir uns auch gegen dieses Auto. Das liegt vor allem daran, dass es uns im Innenbereich zu sehr nach Krankenwagen aussieht, es sich sehr klinisch anfühlt und wir uns nicht vorstellen können, darin gemütlich Zeit zu verbringen.

Zwei Tage später am Dienstag (04.07.) finden wir ein passendes Auto für uns. Es ist ein GMC Safari Condo, also ein amerikanisches Auto mit einem Motor, von denen es viele hier gibt, und das zu einem Campervan umgebaut wurde, so ähnlich wie ein VW-Bus. Es ist ein relativ kleines Auto, aber mit einem Längsbett (wichtig für den großen Malte), noch einem weiteren Bett oben, einem Aufstelldach, 4 Anschnallgurten (wir können noch Leute mitnehmen), einem Porta Potti (für alle Nicht-Camper: eine mobile, kleine Toilette mit Schüssel, Spülwassertank und Fäkalientank), einer kleinen Kühlbox, die man auf weniger als 10 Grad Außentemperatur runterkühlen kann und einem Fahrradträger mit einem Rad. Clément, der Besitzer, ein Franzose, der seit längerem in Montréal lebt, möchte sich demnächst ein Haus kaufen und benötigt das Auto nicht mehr. Wir sind begeistert von seinem Auto, handeln etwas den Preis runter und schlagen mit ihm ein. Er will sich um einen Inspektionstermin in der Werkstatt kümmern, das wird laut ihm, aber wohl erst nächste Woche was, weil der Mechaniker zur Zeit im Urlaub ist. Wir sagen, wir klären den Kram mit der Versicherung und schauen, wie wir das Geld auf unserer kanadisches Bankkonto bekommen und bleiben in Kontakt. Wir freuen uns sehr und machen uns direkt auf den Weg, um nach einer Autoversicherung zu schauen. Während wir in einem Einkaufszentrum frühstücken, fängt es ziemlich stark an zu regnen, also sitzen wir erstmal fest. In dem Zentrum gibt es jedoch die Bank „Desjardins“, die auch Versicherungen anbietet. Wir fragen vorne am Empfang, ob wir hier richtig für eine Autoversicherung sind und die Dame führt uns direkt nach hinten zu den Büros. Wir denken noch, „krass, dass wir hier jetzt einfach so ohne Termin direkt drankommen“, als sie uns in ein Büro führt und uns bittet Platz zu nehmen. Dann nimmt sie jedoch den Telefonhörer in die Hand, wählt eine Nummer und drückt uns das Telefon in die Hand, damit wir mit der Hotline telefonieren können. Aha, so funktioniert das hier also.

Wir beantworten alle Fragen, zu uns, unseren Führerscheinen und unseren Plänen durch Kanada zu reisen. Am Ende heißt es: „Sorry, wir können euch nicht versichern, da ihr zu viel durchs Land reisen wollt und keinen festen Wohnsitz habt.“ Wir sind etwas niedergeschlagen und denken, okay, bei der nächsten Versicherung sollten wir die Fragen vielleicht etwas wage bzw. anders beantworten. Da es bei dieser Versicherung nicht geklappt hat, versuchen wir, nachdem der Regen etwas weniger geworden ist, unser Glück bei einem Broker (= Makler) und fahren mit der Subway erstmal eine halbe Stunde etwas raus aus der Stadt. Vorne am Empfang begrüßt uns die Assistenz und kurze Zeit später werden wir ins Büro vom Makler gebeten, der an seinem großen Schreibtisch sitzt und neben ihm seine Taschen mit Golfschlägern. Wir erklären kurz unsere Situation, dass wir einen deutschen und internationalen Führerschein haben, uns gerne ein Auto kaufen möchten und eine Versicherung brauchen – dies ist nämlich Pflicht, um hier ein Auto zu besitzen und fahren zu dürfen. Der Makler schaut uns an und sagt, dass er da leider nichts für uns tun kann, denn ohne einen kanadischen Führerschein würden wir hier keine Autoversicherung finden – außer die Versicherung „All State“ würde uns vielleicht nehmen. Puuh, wir sind nach diesem Tag etwas erschlagen von den ganzen Informationen und haben uns das alles echt einfacher vorgestellt. Wir gehen erstmal was leckeres Essen und entscheiden morgen früh zu SAAQ (Société de l’assurance automobile du Québec – also quasi die KFZ-Zulassungstelle von Québec) zu gehen, um einen kanadischen bzw. einen Führerschein aus Québec zu bekommen.

Das mit dem Führerschein ist nämlich hier auch noch so eine Sache, die hier in Kanada je nach Province, also Bundesland, anders geregelt ist. So muss man in Québec den eigenen Führerschein aus einem anderen Land, nach sechs Monaten umtauschen in einen Führerschein aus Québec, da der andere – auch der Internationale Führerschein – danach die Gültigkeit verliert. In den Provincen Alberta und British Columbia an der Westküste muss man dies sogar schon nach 90 Tagen. Und Umtauschen bedeutet übrigens, dass man den deutschen Führerschein abgibt und dieser entwertet nach Deutschland geschickt wird, da es illegal ist, zwei Führerscheine gleichzeitig zu besitzen. Wenn man wieder nach Hause kommt, muss man also wieder zur Zulassungsstelle und sich einen neuen Führerschein beantragen. Der kanadische Führerschein ist auch nicht wie der deutsche lebenslang gültig, sondern man muss ihn alle paar Jahre erneuern, auch die Kanadier*innen. Wenn man den kanadischen Führerschein bekommen möchte, muss man zudem einen Sehtest machen und auch eine kleine mündliche Prüfung, wo einem Fragen zu bestimmten Verkehrsregeln gestellt werden, die ist nur in Kanada bzw. Nordamerika gibt. Zum Beispiel muss man anhalten, warten und darf nicht überholen, wenn ein Schulbus das Stopp-Schild an der Seite draußen hat – egal von welcher Seite, man kommt; es gilt auch für Autos von vorne. 

Am nächsten Tag (05.07.) stehen wir früh auf, um schon ungefähr 45 Minuten vor Eröffnung der Zulassungsstelle um 8:30 Uhr dort zu sein. Als wir um 07:45 Uhr ankommen, stehen bereits vier Menschen vor der Tür. Natürlich stehen sie bereits in einer Schlange, in der Reihenfolge, in der sie gekommen sind. Schlangen sind hier nämlich so ein Ding in Québec. Überall bilden sich Schlangen und die Menschen stellen sich brav hinten an. Öfter haben wir das Gefühl, dass die Leute am Ende der Schlange gar nicht wissen, wofür sie eigentlich gerade anstehen. Sie sehen „Oh, eine Warteschlange, da muss es was Gutes geben, also stelle ich mich mal an“. Jakob hat dazu einen lustigen Wortwitz gehabt: Wir sind hier nicht in Québec, sondern in QUEUEbec (queue = Warteschlange). Als um 08:30 Uhr die Türen geöffnet werden, warten wir bereits mit über 20 anderen Menschen. Drinnen angekommen ist der Wartebereich aufgeteilt nach einem Sitzbereich für Personen mit Termin und ohne Termin. Für die Terminmenschen gibt es zwei Schalter, für die ohne nur einen. Wir warten noch etwa weitere 20 Minuten und dann sind wir dran. Ich bin ehrlich gesagt schon etwas aufgeregt und gespannt, ob alles so klappen wird, wie wir es uns vorstellen. Achja, vielleicht noch eine wichtige Info: Québec ist die einzige Province, in der man den Führerschein behalten darf und nicht abgeben muss, man soll nur nicht mit beiden in der Tasche umherfahren. Daher kommt der Führerscheintausch für uns auch überhaupt in Frage. Als wir dran sind, erklärt der freundliche Mann hinter dem Schalter, dass ein Umtausch in dieser Stelle leider nicht geht und man dies nur in einer anderen, größeren Zulassungsstelle machen kann. Er gibt uns die Adresse und sagt noch, dass wir dort aber einen Termin bräuchten. Wir erklären ihm, dass wir aber dringend einen kanadischen Führerschein brauchen, da wir sonst keine Autoversicherung bekommen würden. Er antwortet, dass dies Quatsch sei und wir einfach nochmal bei einem anderen Broker nachfragen sollen.

Etwas geknickt machen wir uns auf dem Weg in die größere Zulassungsstelle und hoffen, dass wir dort auch ohne Termin etwas werden. Nachdem wir mit der Subway und dem Bus außerhalb der Stadt, gefühlt mitten im Nirgendwo ankommen, finden wir ein größeres Gebäude mit einigen Containern davor. Es stehen ein paar wartende Leute davor und auch einige Security-Menschen. Wir gehen zu einer Security-Frau, die vor der Haupttür steht. Bevor wir etwas sagen können, fragt sie im strengen Ton: „À quelle heure?“ (= Um wieviel Uhr?). Ich antworte auf Englisch, dass wir keinen Termin haben und einen kanadischen Führerschein beantragen wollen. Sie sagt nichts und zeigt nur mit ihrem Arm in Richtung Container. Also gehen wir zum Container, wo ein Security-Mann steht und uns barsch fragt, was wir wollen. Wir erklären wieder, dass wir einen kanadischen Führerschein beantragen wollen und er fragt uns, aus welchen Land wir kommen, Germany. Okay, dann sollen wir schon mal wieder zurück Richtung Hauptgebäude gehen und dort auf ihn warten. Bevor wir dies tun, erhasche ich einen kurz Blick in den Container, dort sitzen in mehreren Stuhlreihen verteilt ziemlich viele Menschen und warten, es erinnert mich an Hühner, die auf einer Stange sitzen. Der Security holt uns ab und steuert mit uns auf das Hauptgebäude zu, auf einmal sagt er: „Only one, only one. Come on Madam, come on.“ Anscheinend darf nur eine Person mit rein, das bin wohl ich und ich soll ihm schnell folgen. Für einen kurzen Moment denke ich, was geht denn jetzt hier ab und wenn es nicht Kanada und eine offizielle Regierungsstelle gewesen wäre, wäre ich auch nicht alleine mitgegangen. Ich folge dem Security und er führt mich ins Gebäude, aber leider nicht zu den Schaltern rechts, sondern links um die Ecke, zu einem anderen Mann, der gerade anderen etwas erklärt, und ganz vielen Schreibtischen mit PCs drauf. Er sagt zu mir, dass der Mann mir gleich alles erklärt und geht wieder. Der andere Mann zeigt mir, dass ich mich an einen PC setzen soll, ruft eine Website für mich auf und sagt, dass ich das Formular ausfüllen soll. Ich sehe, dass es das gleiche Formular ist, was ich bereits auf dem Weg nach Montréal (falls ihr euch erinnert) ausgefüllt habe. Egal denke ich und fülle es nochmal aus. Währenddessen ruft Malte mich an und fragt, ob alles okay ist und sagt, dass er sich hinter den Container in den Schatten stellt (draußen ist es nämlich verdammt warm). Danach erklärt der Mann mir, dass ich nur mit einem Termin einen kanadischen Führerschein bekommen kann. Ich erzähle ihm, dass wir das Formular schon vor einer Woche ausgefüllt haben und bisher nichts gehört haben. Er sagt, dass es meistens so 3-4 Wochen dauert bis man eine E-Mail bekommt, in der steht, dass man so in 2-3 Monaten einen Termin bekommt, also frühestens im September. Ich frage, ob es keine andere Möglichkeit gibt und er verneint. Also gehe ich wieder nach draußen und denke, okay, das klappt nicht, wir müssen eine Versicherung finden, die uns ohne kanadischen Führerschein nimmt. Kurzer Sprung in die Zukunft: 8 Tage später werden wir eine E-Mail bekommen, in der steht, dass wir im Oktober angerufen werden, um im November einen Termin zu erhalten. Zurück zur Gegenwart: Malte der draußen gewartet hat, erzählt mir, dass der Security Mann nachdem er mich reingebracht hat, wieder rausgekommen ist und zu ihm meinte, dass er mitkommen soll. Malte noch etwas verwirrt von der ganzen Situation, fragt sich auch, was ab geht und folgt ihm. Vor einem Fenster bleibt er stehen, zeigt hinein und sagt: „There is your wife. Wait here.“ Malte schaut durchs Fenster und sieht mich am PC sitzen. Er fragt den Security, ob er auch da hinten im Schatten warten kann und der bejaht es. Altah, was für ein Morgen und was für ein Abenteuer hier in Québec einen kanadischen Führerschein zu beantragen. Wenn man 6 Monate Zeit hat, um ihn zu tauschen, sollte man also am besten direkt am Anfang einen Termin machen, dann hat man auch einen Führerschein nach 6 Monaten… 

Nächste Mission: Versicherung finden, die uns nimmt, mit unserem internationalen Führerschein. Die Versicherung „All State“, die uns der Broker empfohlen hatten, ist in der Nähe der Zulassungsstelle und wir machen uns zu Fuß auf den Weg dahin. Dort werden wir nett begrüßt und ein Mann, namens Abed, führt uns zu seinem Schreibtisch. Wir erzählen ihm, dass wir ein Auto kaufen wollen und eine Versicherung benötigen und senden ihm alle möglichen Unterlagen per Mail, wie z.B. ein englischer Brief von unserer deutschen Autoversicherung, dass wir 13 Jahre unfallfrei gefahren sind, sowie zwei englische Briefe vom Kraftfahrtbundesamt darüber, seit wann, wir welche Führerscheine und dass wir keine Punkte oder offene Strafen in Deutschland haben. In der Work and Travel Facebook Gruppe hatte ich bereits vor unserer Reise gelesen, dass dies hilfreich sein könnte und daher alles schon zu Hause besorgt. Abed, der vor ein paar Jahren mit seiner Familie aus Syrien, nach Kanada gekommen ist, ist sehr lieb zu uns und warnt uns beim Kauf eines Autos genau aufzupassen, weil es leider immer Schwarze Schafe gibt, die gerade Migranten, die sich noch nicht so gut auskennen, bescheißen. Wir quatschen mit Abed und er erzählt, dass er Glück hatte, da seine Mutter aus Kanada kommt und die Familie, als der Krieg in Syrien losging, einfach nach Kanada fliehen konnte ohne den „Refugee Status“ zu haben und es für sie dadurch viel einfacher mit dem Visum war. Er sagt auch, dass Deutsche ihm mal sehr geholfen haben und dass er diese Hilfe gerne an jemanden zurückgeben möchte. Er gibt uns seine Karte und sagt, dass wir bis heute Abend von ihm hören, wieviel die Versicherung kosten soll. Yeeei, endlich klappt mal etwas und wir freuen uns sehr, dass wir auf Abed gestoßen sind. 

Mit guter Laune machen wir uns auf den Weg ein weiteres Auto anzuschauen. Ja, ich weiß eigentlich, haben wir uns schon für eins entschieden, aber nur so zum Vergleich. Es ist ein 1994er Chevrolet, Jeff unser Mitbewohner hatte uns ein Chevy empfohlen, weil diese sehr zuverlässige Autos sind – es ist also ein „Jevy“ 😀 Wir lernen Olive und sein Auto „Suzanne“ kennen – bei dem Namen wäre es eigentlich perfekt, weil meine Mama Susanne heißt. Leider hat „Suzanne“ ein Querbett hinten und Malte passt nur diagonal ins Bett und für mich wäre kein Platz mehr. Dafür quatschen wir super nett mit Olive, der einen echt coolen Lifestyle hat. Er lebt nämlich in Suzanne und reist mit ihr durchs Land den Sommer über. Dies finanziert er sich, in dem er den ganzen Winter über als Kellner arbeitet. Er erzählt, dass er in einem 9 to 5 Job einfach nicht glücklich war und lieber im Winter viel arbeitet, um dann im Sommer frei zu haben. Wir können ihn verstehen und erzählen ihm, von unserem Weltreise-Plan, den er auch ziemlich cool findet. Später sagen wir ihm, weil das Bett einfach zu klein ist, er gibt uns noch eine Menge Tipps und wir sind weiterhin in Kontakt.

Nachmittags ruft Abed uns an und stellt noch ein paar Nachfragen zu unserem Wohnsitz und unseren Reiseplänen. Wir geben ihm natürlich bessere Antworten, als wir der anderen Versicherung gegeben haben. Abends haben wir eine Antwort von ihm, dass wir eine Versicherung für das Auto für 800$ im Jahr bekommen. Wir freuen uns riesig und schicken direkt eine SMS an Clément, dem Verkäufer unseres Wunsch-Autos, dass es mit der Versicherung geklappt hat und fragen, ob es was Neues wegen dem Werkstatt-Termin gibt. Er antwortet, dass er sich meldet sobald er einen Termin hat. Die nächsten Tage machen wir erstmal eine Auto-Pause, die letzten Tage waren genug Abenteuer. 

Am Samstag (08.07.) schreibt Clément uns eine SMS und fragt, wie weit wir mit allen sind und wann die Inspektion des Vans gemacht werden soll. Wir antworten, dass die Versicherung geklärt ist und das Geld nächste Woche auf unserem kanadischen Bankkonto sein sollte. Außerdem fragen wir, ob er bereits die Werkstatt angerufen hat und wann diese Zeit hat die Inspektion zu machen. Wir haben nächste Woche keine Termine und sind flexibel.

Wir machen uns daran und schauen, wie wir am besten und kostengünstigen Geld von unseren deutschen Konten auf unsere kanadischen bekommen. Leider haben wir seit heute früh kein Internet mehr in der WG, weil irgendwas mit dem Router nicht stimmt – was natürlich super nervig ist, wenn man recherchieren und Geld überweisen möchte. Nach langem Überlegen und schauen, habe ich einen guten Weg gefunden und zwar ist es am günstigen es über einen bestimmten Anbieter zu machen, da dieser den besten Wechselkurs hat und der spielt bei einer größeren Summe auch eine größere Rolle. Malte möchte trotzdem schauen, wieviel Gebühren es kosten würde, wenn er direkt von seinem deutschen Konto eine höhere Summe nach Kanada überweist. Dies macht er natürlich über die App auf seinem Handy und nicht über den Laptop, da das Wifi ja nicht funktioniert. Auf einmal ruft er laut: Oh nein und guckt mich ganz erschrocken an. Er hat einen Schritt zu weit in der App geklickt und das Geld einfach direkt überwiesen. Okay, war das ganze Recherchieren wohl umsonst. Und während ich mich aufrege, schaue ich auf mein Handy und sehe eine SMS von Clément: „I’m sorry but I got a better offer and the sale is done.“ Okay, jetzt rege ich mich richtig auf. Was soll diese scheiße denn?! Ich schreibe ihm, dass ich dachte, dass wir einen Deal haben und das wir alles mit der Versicherung geklärt haben und gerade das Geld nach Kanada überwiesen haben (hat Malte ja tatsächlich gerade 😀 ..). Er antwortet, dass die Käuferin mehr bezahlt hat und ihm das Geld heute bereits überwiesen hat. Ich antworte, dass er uns hätte fragen können, ob wir auch mehr bezahlen würden und dass es mega unfair von ihm ist. Wir haben Hände geschüttelt und wir dachten, dass Europäer*innen ihre Versprechen halten würden. Aber danke für nichts. 

Ja also zum Rest des Tages brauche ich nicht viel schreiben, da ich eigentlich nur den ganzen Tag geheult und mich über uns aufgeregt habe, wie dumm wir waren und dass wir nicht alles schneller geregelt haben. Am Ende des Tages hat Malte mich noch überredet das Haus zu verlassen, wir haben uns ein Eis geholt und sind im Park schaukeln gegangen, danach ging es mir schon besser. Mittlerweile denke ich „Lessons learned“ und hoffe, dass die Frau jetzt schon mit dem blöden Van mit Motorschaden liegen geblieben ist 😀 

Die Suche geht also weiter… am nächsten Tag (Sonntag, 09.07.) fahren mit der Subway raus aus dem Stadtzentrum und schauen uns einen Pick-Up an. Das Bett ist zwar auch quer, aber Malte passt von der Länge her rein. Nur die Breite ist ganz schön knapp. Zudem ist die Wohnkabine dreckig und runtergerockt. Das Fahrzeug vorne ist zwar noch gut und bei der Probefahrt klappt alles, aber wir entscheiden uns gegen das Auto. Am Ende sehen wir auch noch ein großes Loch im Boden der Wohnkabine, was der Verkäufer versucht hatte mit einer Matte zu verdecken. Das war wohl ein Satz mit X und es geht weiter zum nächsten Auto und zwar ein T4. In den gefühlt abendlichen Diskussionen, was für ein Auto zu uns am besten passt, kommen wir immer wieder zu dem Schluss, dass das Auto von Arschloch-Clément wirklich am besten passte. Es war klein, hatte keinen hohen Spritverbrauch und trotzdem konnte Malte aufgrund des Top-Up Daches drinnen stehen, es hatte ein Längsbett, quasi eine Kühlbox sowie eine kleine Toilette. Und da es leider keine vergleichbaren Autos zur Zeit online gibt, kommen wir auf einen VW-Bus, der dem GMC vom Aufbau sehr ähnelt. Der T4 von 1993 ist sehr gut gepflegt, ist von der Ausstattung her mit dem GMC gleichzusetzen, nur leider auch 5000$ teurer.

Generell lasse ich das Thema Kosten beim Autokauf aus, da dies einfach den Rahmen sprengen würde, aber das spielt bei unseren ganzen Überlegungen natürlich auch eine Rolle: Die Grundsatzdiskussion in unseren Köpfen beginnt wieder von vorne. Doch einen PKW mit Matratze hinten drin, der nicht soviel kostet und wenn er in Arsch geht, wäre es nicht so schlimm ums Geld oder doch lieber ein größeres Auto mit mehr Komfort, Kühlschrank, Toilette, Platz zum Chillen (gerade bei Regen) und die Möglichkeit auch Leute mitzunehmen, dass bloß doppelt bis dreifach so viel Geld kostet? Wenn man eine Glaskugel hätte, die einem sagen würde, dass man das Auto auf jeden Fall wieder für gutes Geld verkauft bekommt, dann wäre ja alles kein Problem. Aber das ist wohl immer das Risiko beim Autokauf. 

Generell lasse ich das Thema Kosten beim Autokauf aus, da dies einfach den Rahmen sprengen würde, aber das spielt bei unseren ganzen Überlegungen natürlich auch eine Rolle: Die Grundsatzdiskussion in unseren Köpfen beginnt wieder von vorne. Doch einen PKW mit Matratze hinten drin, der nicht soviel kostet und wenn er in Arsch geht, wäre es nicht so schlimm ums Geld oder doch lieber ein größeres Auto mit mehr Komfort, Kühlschrank, Toilette, Platz zum Chillen (gerade bei Regen) und die Möglichkeit auch Leute mitzunehmen, dass bloß doppelt bis dreifach so viel Geld kostet? Wenn man eine Glaskugel hätte, die einem sagen würde, dass man das Auto auf jeden Fall wieder für gutes Geld verkauft bekommt, dann wäre ja alles kein Problem. Aber das ist wohl immer das Risiko beim Autokauf. 

Am nächsten Tag (Montag, 10.07.) schauen wir uns noch ein Auto an, dieses Mal kommt Jeff unser Mitbewohner mit, um uns mit seinen Mechaniker-Fähigkeiten zu unterstützen. Dies ist ziemlich cool, vor allem, weil wir alle zusammen mit Jeffs Auto hinfahren und wir nicht eine Stunde mit Bahn und Bus hinmüssen. Das Auto ist ein richtiges Wohnmobil mit Bett im Alkoven, Tisch mit 4 Sitzplätzen, ein weiteres Bett hinten, Küchenzeile und Bad mit Dusche und WC. Trotz des großen Innenraums ist es „nur“ sechseinhalb Meter lang, unser absolutes Maximum und schluckt nur 15 Liter pro 100km. Da die Batterie tot war und gerade aufgeladen wird, können wir das Auto leider nicht Probefahren. Allerdings ist das auch gar nicht nötig, denn leider ist nicht nur der Kühlschrank kaputt, sondern das Wohnmobil hatte einen Wasserschaden. Hinten und vorne wurde zwar neu gemacht, allerdings sehen wir an der rechten hinteren Seite ein 2cm breiten und 30cm langen Schlitz. Als ich meinen Finger reinstecke, gibt die Verkleidung komplett nach und es ist als wenn ich in einen nassen Schwamm gefasst habe. Malte tastet die weitere Verkleidung an der Seite ab und sie gibt sehr nach. Okay, der Wasserschaden ist nicht wie der Verkäufer meint behoben, sondern die Seiten des Autos sind einfach komplett verrottet. Wir machen uns wieder auf den Weg nach Hause, sagen auf dem Weg direkt ab und erzählen Jeff vom T4. 

Er ist ganz begeistert und fragt, ob wir nicht eine Probefahrt mit dem T4 machen können, da wir dies noch nicht gemacht haben. Wir schreiben dem T4 Verkäufer und machen abends gemeinsam mit Jeff noch eine Probefahrt. Am Ende sagen wir, dass wir Interesse am Auto haben und ob wir vor dem Kauf eine Inspektion machen können. Der Verkäufer stimmt zu und sagt, dass er sich morgen drum kümmert – mal schauen, ob dies dieses Mal klappt. Ja, es klappt und er meldet sich am nächsten Tag mit der Nachricht, dass er für Donnerstagfrüh einen Inspektionstermin hat. Wir schicken die Autodaten an Abid und fragen ihn, wieviel die Versicherung für den T4 kosten würde, er antwortet 1000$ im Jahr.

Ich kann es natürlich nicht lassen, schaue weiter nach Autos und finde einen T3 von 1983, dessen Motor 2019 komplett überholt wurde und der daher nur 100.000km runter hat. Am Donnerstag (13.07.) schauen wir uns den T3 an und sind ziemlich begeistert. Er hat im Gegensatz zum T4 ein festes Hochdach und einen richtigen Kühlschrank. Laury die Besitzerin erzählt, dass sie ihn vor zwei Jahren einem Deutschen abgekauft hat, der den T3 vorher nach Kanada importiert hatte. Daher hat er sogar noch den weiß-schwarzen „D“-Sticker hinten drauf, den „ADAC“-Sticker vorne und drinnen europäische Steckdosen. Das Interieur ist etwas abgerockter als der T4, dafür hat der T3 mehr Charme und auch eine tolle Außenfarbe: Grün mit lila. Zusammen mit Laury gehen wir in die Werkstatt, in der der T3 immer gewartet wurde und der Mechaniker erzählt uns, dass der Kühler und eine Dichtung getauscht werden müsste, das würde so 500$ kosten, ansonsten ist das Auto aber im super Zustand („C’est un bon achat.“ – „Es ist ein guter Kauf.“ – er spricht nämlich nur französisch). Da wir noch Geld in das Auto investieren müssen, geht Laury mit dem Kaufpreis runter und der T3 wäre sogar 1000$ günstiger als der T4. Puh okay, nun sind unsere Köpfe völlig am Durchdrehen und wir können uns zwischen dem T4 und dem T3 nicht entscheiden. Wir wissen zwar, dass diese Autos hier drüben seltener sind und daher auch die Teile schwieriger zu bekommen, aber wir finden sie trotzdem ziemlich gut.

 

Nach einer langen Pro und Contra-Liste, Abstimmungen in drei Familien-Whatsapp-Gruppen und einem langen und aufschlussreichen Telefonat mit Malte’s Papa, wissen wir immer noch nicht, wie wir uns entscheiden sollen 😀 Also warten wir noch den Inspektionsbericht des T4s ab. Dieser ist in Ordnung, allerdings wurde kein Kompressionstest gemacht, was wir aber erwartet hatten, da dieser ziemlich wichtig ist. Jeff und Malte hatten bei der Testfahrt beim T4 auch gemerkt, dass das Kupplungspedal beim Anfahren manchmal etwas vibriert und die Drehzahlanzeige rauf und runter geht. Dies könnte auf ein kleines Problem hinweisen, aber auch auf ein größeres. Wir erklären dem Verkäufer unsere Bedenken und einigen uns darauf, dass wir versuchen einen Termin für einen Kompressionstest für den T4 zu bekommen. Und dann gehen wir erstmal ins Bett. Am nächsten Tag wachen wir auf und überlegen weiter: Was ist, wenn der Kompressionstest gut ist? Das Problem mit dem Vibrieren etc. bleibt ja trotzdem bestehen. Wir treffen eine Entscheidung. 

Am Montag (17.07.) versuchen wir einen Termin bei der Zulassungsstelle (SAAQ) zu bekommen, um unseren neuen Campervan zu registrieren. Leider gibt es nur einen am nächsten Tag um 13:45 Uhr und dann erst wieder einen Ende August. Wir nehmen also den Termin morgen. D.h. wir müssen nun schnell noch eine Versicherung für das Auto abschließen und einen Check von der Bank holen, damit wir das Geld für den Autokauf haben. Da wir Abid nicht mit einem weiteren Auto nerven wollen, gehen wir zu einer Versicherung namens „Intact“. Dort wird uns gesagt, dass es vor Ort keine Beratungen gibt und wir einfach die Hotline anrufen sollen. Wir setzen uns also in den Flur des Bürogebäudes und rufen die Hotline an. Nachdem wir alle Daten genannt haben, sagt uns der Berater, dass er uns leider keine Versicherung für das Auto geben kann, weil es zu alt ist. Oh no, nicht das jetzt auch noch. Er empfiehlt uns drei Versicherungen bei denen wir es versuchen sollen. 

Bei der einen hängen wir telefonisch ewig in der Leitung, bei der anderen kann man nur ein Online-Formular ausfüllen und bei der dritten gibt es ein Büro 20 Minuten entfernt. Damit wir erst einmal etwas bis zum Termin morgen haben, gehen wir zur Bank und holen den Check, das klappt glücklicherweise reibungslos. Den dürfen wir jetzt bloß nicht verlieren, weil dies wie Bargeld verlieren wäre. Wir machen uns auf dem Weg zum Büro, um festzustellen, dass es heute geschlossen ist. Also recherchieren wir wieder, ob eine der drei Versicherungen noch woanders ein Büro hat. Wir finden eins und gehen hin. Es ist ein großes Bürogebäude mit Security im Erdgeschoss. Der Security-Mann fragt uns, wo wir hin wollen und wir antworten zur Lusser Versicherung. Habt ihr einen Termin? (Boah nee, wehe hierfür brauchen wir auch einen Termin). Wir verneinen, er schaut grimmig und greift zum Telefon und ruft oben an. Als er auflegt, schaut er uns nur an und sagt nichts. Wir befürchten schon, dass er uns gleich rausschmeißt. Aber dann sagt er nur: „She’s coming.“ Nach fünf Minuten lernen wir Jackie kennen. Sie erzählt uns, dass es auch hier keine Beratungen vor Ort gibt, aber sie ruft für uns in der Hotline an, damit wir schneller durchkommen. Leider kommt auch sie nicht schneller durch und sie hängt bestimmt 20 Minuten in der Warteschleife. Allerdings unterhalten wir uns sehr nett mit ihr, über unsere Weltreise, was sie so macht und sie gibt uns ein paar Tipps, was wir in Montréal noch unternehmen können. Irgendwann hat sie keine Lust mehr in der Warteschleife zu hängen, legt auf und schreibt einer Freundin von ihr, die ebenfalls in der Versicherung arbeitet, ob sie kurz Zeit für eine Beratung hat. Die Freundin sagt ja, Jackie schickt ihr meine Handynummer und verabschiedet sich von uns. Fünf Minuten später ruft Fanny, Jackies Freundin an und wir geben wieder unsere kompletten Daten an. Ich sag euch eins, die Seriennummer des Autos kann ich mittlerweile fast auswendig und das englische NATO-Alphabet auch. Es gibt nämlich niemanden, der meinen Namen richtig schreiben kann, also ist das Alphabet sehr hilfreich 😀 Am Ende verabschiedet sie sich und sagt, dass wir bis heute Abend von ihr hören und sie uns einen Versicherungsvorschlag schickt. Da wir auf Nummer sichergehen wollen, dass es auch klappt, fahren wir lieber zweigleisig und rufen Abid an und fragen ihn ebenfalls. Er sagt allerdings, dass er uns nur eine Versicherung geben kann, wenn wir eine Art Bewertung vom Wert des Autos vorlegen können, da das Auto sonst zu alt ist. Also sprechen wir noch mit der Verkäuferin unseres potentiellen Autos, die versucht noch für heute eine Bewertung vom Auto zu bekommen. Zwischendurch ruft Fanny uns jedoch zurück und sagt, dass sie eine Versicherung für uns gefunden hat und zwar „Intact“, die Versicherung, die uns vor ein paar Stunden abgelehnt hat, weil das Auto zu alt war. Und das ohne sämtliche Dokumente von uns, nicht mal unseren Führerschein wollten sie sehen. Naja, egal sie hat es hinbekommen und wir staunen nicht schlecht, als wir den Preis hören: 200$ im Jahr, ein echter Schnapper. Wir sind froh, dass es nun mit der Versicherung geklappt hat und fahren völlig fertig von der ganzen Aufregung wieder nach Hause. 

Am nächsten Tag (Dienstag, 18.07.) treffen wir uns mit der Verkäuferin und geben das Auto in der Werkstatt ab, damit der Kühler getauscht werden kann. Es heißt, am Freitag können wir es wieder abholen. Danach fahren wir zusammen zur Zulassungsstelle und registrieren das Auto. Auch hier sind wieder Securitys am Start, die überprüfen, wer einen Termin hat und wer nicht. Auch wenn überall steht, dass es ohne Termin nicht geht, lassen sie trotzdem Leute, die hartnäckig sind, auch ohne Termin durch. Wir haben ja aber glücklicherweise einen Termin. Da wieder nur so wenig Personen wie möglich mit reindürfen und das Auto auf mich laufen soll, gehen Laury und ich gemeinsam rein. Wir müssen nur kurz warten, ich zeige meinen Reisepass und mein Visum, bezahle die Registrierungsgebühr, bekomme ein vorläufiges Nummernschild (das richtige kommt in 2 Wochen mit der Post) und tada schon bin ich stolze Besitzerin – na, ihr habt es bestimmt schon längst erraten – eines T3s 😀 Den Versicherungsschein wollte natürlich keiner sehen, warum also gestern der ganze Stress? Naja, brauchen tun wir die Versicherung trotzdem, also gut, dass wir sie haben. Wir übergeben Laury den Check, unterschreiben noch so etwas wie einen Kaufvertrag und können noch gar nicht richtig glauben, dass die Autosuche und der ganze Stress endlich ein Ende hat. Es ist komisch, da wir das Auto jetzt noch nicht haben, weil es in der Werkstatt ist, aber wir freuen uns trotzdem sehr. 

Die Freude hält allerdings nur einen Tag an, denn Mittwoch (19.07.) abends bekommen wir einen Anruf von Laury. Sie hat einen Anruf aus der Werkstatt bekommen, der Mechaniker kann leider keinen passenden Kühler finden. Sie hat daher recherchiert und einen Shop gefunden, der ist allerdings drei Stunden mit dem Auto entfernt. Sie ist dafür sogar extra zur Werkstatt gefahren und hat Fotos vom Kühler gemacht. Laury sagt, es könnte ein Kühler aus Europa bestellt werden. Dies dauert allerdings so 2-3 Wochen, bis der ankommt. Und sie fragt, ob wir darauf warten wollen? Da uns ja nichts anderes übrig bleibt, sagen wir ja und fragen, ob sie nochmal nach Expressversand fragen kann und wir dafür auch bezahlen würden. Sie verspricht morgen in der Werkstatt anzurufen und ihm mitzuteilen, dass wir solange warten und nach Expressversand zu fragen. So ein Mist. In der WG können wir nur bis zum 2. August bleiben. Aber erstmal abwarten und hoffen, dass der Kühler vielleicht doch schneller ankommt.

Am nächsten Tag (20.07.) ruft Laury uns an und fragt, was nochmal genau sonst am Auto gemacht werden sollte (wir hatten noch um einen Ölwechsel gebeten), weil der Werkstattmensch das gefragt hat. Wir sind etwas verwirrt, warum er und auch sie das jetzt nicht mehr wissen und haben ein ungutes Gefühl. Irgendwie ist es blöd, dass alles über sie läuft, nur weil der Mechaniker aus der Werkstatt nur Französisch spricht. Wir beschließen noch am gleichen Tag zur Werkstatt zu fahren und persönlich mit dem Typen zu sprechen. Dort angekommen stellt sich heraus, dass wir Laury falsch verstanden haben und er keinen neuen Kühler bestellt hat. Er meint, wir könnten trotzdem mit dem Auto fahren und sollen nur alle 100km das Kühlmittel kontrollieren und ggf. auffüllen, morgen würde er dann einen Ölwechsel machen und wir könnten losfahren. Da wir aber für die große Tour durch Kanada auf jeden Fall einen neuen Kühler und kein Risiko eingehen wollen, fragen wir, ob wir das Auto jetzt mitnehmen, einen Kühler besorgen und es am Montag für den Kühlertausch und den Ölwechsel zurückbringen können. Er stimmt zu. Wir fragen Laury nach dem drei Stunden entfernten Shop und rufen dort an. Es stellt sich heraus, dass der Original-Kühler gerade auf dem Weg mit dem Schiff aus Dänemark ist und es halt noch 1-3 Wochen dauern kann, da hilft auch der Expressversand nicht. Allerdings hat der Typ aus dem Shop noch drei weitere Kühler, die ebenfalls passen, die nur teurer sind. Da es am Telefon alles etwas kompliziert ist, beschließen wir morgen einfach zum Shop hinzufahren. Dieser ist übrigens auch nur 1,5 Stunden entfernt, also insgesamt eine Fahrt von 3 Stunden. 

Freitag, den 21.07., machen wir uns also auf den Weg zum Shop „ELM“, dieser liegt kurz vor der Grenze zu den USA. Elm, wie ich den Typ nun nenne, schraubt gerade an einem T3, auf die er sich übrigens spezialisiert hat. In seinem kleinen Büro, was voller kleiner T3-Figuren steht, steht ein Schreibtisch komplett zugemüllt mit Dokumenten. Wir denken, dass ist ein Zeichen für einen guten Mechaniker 😀 Wir folgen ihm in seine Werkstatt (wo gerade ein T3 in der Luft hängt, damit er unter ihm arbeiten kann) und eine Treppe hoch, in die hinterletzte Ecke, wo verschiedene Kühler liegen. Er erklärt uns ganz genau die Unterschiede und sagt, dass alle in den T3 passen. Wir entscheiden uns für einen, der zwar teurer ist, aber auch eine bessere Qualität als der Original-Kühler hat. Elm stellt uns eine Rechnung aus und gibt uns noch ein paar wichtige Tipps. Als Malte eine Frage stellt, sucht er kurz in dem Chaos von Zetteln und anderen Sachen auf seinem Schreibtisch nach etwas, und findet ein kleines Teil und erläutert Malte daran seine Antwort. Nur ein Genie beherrscht das Chaos würde ich sagen. Am Ende gibt es uns noch seine Karte und sagt, dass er innerhalb ganz Kanadas Ersatzteile für den T3 verschickt. Wir bedanken uns und verabschieden uns mit den Worten, dass wir hoffen, ihn nie kontaktieren zu müssen 🙂 

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht, guter Mucke auf den Ohren und dem Fahrtwind im Haar, fahren wir zurück nach Montréal. Nun läuft es also doch. Wir verspüren das erste Mal so richtig das Gefühl von Freiheit und freuen uns sehr auf den Tag, an dem wir endlich mit „Mausi“ (Maus war ihr vorheriger Name und nachdem wir viel Mauskacke beim Saubermachen entfernt haben, hat sie den Namen „Mausi“ auf jeden Fall verdient) und einem neuen Kühler aufbrechen, um Kanada zu entdecken und ganz viele Abenteuer zu erleben. 

Mittlerweile hat Mausi einen neuen Kühler und Ölwechsel bekommen. Wir hatten zwischendurch überlegt, dies beides mit Jeff selbst zu versuchen, da er es uns angeboten hat. Der Versuch ist jedoch bereits am Finden des richtigen Kühlermittels gescheitert, daher haben wir es doch lieber von der Werkstatt machen lassen. Unseren ersten kleinen Trip haben wir auch schon hinter uns und es fühlt sich super an. Mausi passt perfekt zu uns und mit unseren vielen Glücksbringern, die bereits auf dem Armaturenbrett liegen, kann auch nichts mehr schief gehen. Die Leute freuen sich, wenn sie uns sehen und rufen uns öfter zu, dass wir einen tollen Van haben. Meist antworten wir mit unser kleinen Tröte, die wir über eine Leine über der Windschutzscheibe betätigen können, einer der besten Funktionen von Mausi (keine Angst wir haben auch eine richtige Hupe). 

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Frank Hesebeck

    Na das war kleine spannende Geschichte. Nun weiter mit der Reise und schöne Augenblicke und Momente. Wir lieben euch 🥰🌈🍀

  2. Frank Hesebeck

    Nicht kleine sondern eine.

  3. Heike Reimers

    Tolles Auto, aber diese Umstände um es dann auch zu besitzen , holla die Waldfee.Aber jetzt seit ihr ja los. Ich hinke mit dem Lesen immer etwas hinterher, liest sich gut. Viel Glück euch beiden. Deine alte Tante aus Bleckede.

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