AUF INS NOMADEN-LEBEN
Am Tag der Abreise haben wir beide das erste Mal das Gefühl von „Krass, wir beide sitzen hier zusammen in unserem Campervan und reisen durch Kanada – Ich meine hallo durch K A N A D A“, so wie wir es uns erträumt haben und nun ist es unsere Realität. Es ist krass, wie sehr ein fahrbarer Untersatz einem das Gefühl von Freiheit gibt (ich weiß nicht, ob ich das eher positiv oder eher negativ bewerte). Wir freuen uns auf die Natur und endlich richtig los zu reisen. Am ersten Stopp ist es wunderschön und wir werden mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt. Aber wir merken, ohja Natur bedeutet auch tausend Mücken, die sogar durch Socken stechen. Es dauert ein paar Tage bis wir im Nomaden-Leben ankommen, wir alles in Mausi sortiert und an sinnvollen Orten verstaut haben (auf so wenig Wohnraum ist Ordnung auf jeden Fall wichtig). Wir nehmen die alternativen Routen statt des Highways und unser Leben fängt an sich zu entschleunigen. Ein Typ an einer Tankstelle gibt uns den Tipp den „1000 Islands Parkway“ zu nehmen, eine Landstraße direkt am Wasser entlang, auf der wir viele süße Inseln sehen. Zum Teil so kleine Inseln, dass gerade so ein Haus raufpasst.
Wir machen uns auf den Weg in unseren ersten Nationalpark in Kanada, in den „Algonquin Provincial Park“. Dort haben wir keinen Empfang und genießen unser erstes Mal „wilde Natur“ auf unserer Reise. Wir gehen wandern, Kanu fahren, im See schwimmen und machen Lagerfeuer natürlich mit Marshmallows. Unsere Nachbarn geben uns den Tipp, den Nationalpark „Makwa Neyoshing“ zu besuchen, dies ist also unsere nächste Anlaufstelle. Dort haben wir einen Platz direkt am Wasser quasi mit eigenem Strand. Wir hängen unsere Hängematten auf, lesen oder schauen einfach nur auf den See. Auch hier wandern wir und gehen schwimmen. Als wir dort wieder loswollen, klingt unser Motor auf einmal ganz schön Motorradmäßig, wir stellen fest unser Auspuff ist schon ganz schön durchgerostet. Doch mit einem Repair Kit klebt Malte wieder alles zusammen und schon schnurrt Mausi wieder.
Mir geht es leider nicht so gut, meine Hüft- und Rückenschmerzen links werden immer stärker, aber nur wenn ich mich hinlege. D.h. ich schlafe sehr schlecht. Und wer mich kennt, weiß, dass Schlaf sehr wichtig für mich ist. Ich versuche es erstmal mit Yoga, Tens-Gerät, Wärme und Schmerzmitteln in den Griff zu bekommen.
Wir fahren weiter nach Sudbury, wo wir eine Nacht auf einem Parkplatz übernachten, bevor es am nächsten Tag weiter nach „Manitoulin Island“ geht. Die Insel liegt im Lake Huron und ist die größte Insel in einem See auf der Welt. Mit selbst über 100 Seen hat sie auch den größten See auf einer Insel in einem See – ja dies dürft ihr gerne zweimal lesen 😀 Auf der Insel spüren und sehen wir das erste Mal die Präsenz der First Nations. Für das Volk der Anishinaabe, die sich als Menschen, der drei Feuer bezeichnen und seit Jahrhunderten auf der Insel leben, ist die Insel ein heiliger Ort. Zu den Menschen der drei Feuer gehören der Stamm der Ojibwe, Odawa und Potawatomi. Die Fähre, die von South Baymouth auf der Insel, zum Festland nach Tobermory und zurück fährt, heißt „MS Chi-Cheemaun“. Dies bedeutet „großes Kanu“ in Anishinaabemowin, auch Ojibwe genannt. Sie ist mit Symbolen in bunten Farben von den Anishinaabe bemalt, um die First Nations der Insel zu würdigen.
Zurück auf dem Festland verbringen wir ein paar Tage in der Region „Saugeen Bruce Peninsula“. Seit über 7.500 Jahren leben die Saugeen Ojibway Nations gemeinsam mit den Chippewas of Nawash Unceded First und der Saugeen Nation in diesem Gebiet. Hier gibt es auch einen Nationalpark mit Stränden, Inseln, Höhlen, Aussichtspunkten sowie Wanderwegen. Der Bruce Trail führt von Tobermory nach Wiarton direkt an der Küste des Lake Hurons entlang. Aufgrund der Empfehlung von Manou und Marshal, mit denen wir bei den Niagara-Wasserfällen waren, wandern wir einen Teil des Bruce Trails. Es ist ein richtiger Wanderweg über Stock und Stein und da wir uns am Anfang etwas verlaufen, müssen wir auch ein bisschen klettern. Der Weg führt über Strände mit großen weißen Steinen und direkt an den Steinklippen entlang mit einer tollen Aussicht über die Buchten. Auf dem Weg begegnen wir zwei Wanderern, die mit Ausrüstung unterwegs sind und den Trail über Tage machen, was wir auch sehr cool finden, aber dafür brauchen wir noch mehr Ausdauer 😀
Wir wandern bis zu einer Grotte, in der man auch baden kann. Leider sind dort so viele Menschen, dass wir uns schnell wieder aus dem Staub machen. Baden wollen wir trotzdem, dass ist bloß von dem Steinstrand gar nicht so einfach. Denn die Steine sind sehr glitschig, die Wellen stark und das Wasser ganz schön kalt. Aber wir schaffen es rein und es ist richtig schön erfrischend. Auf dem Rückweg nehmen wir nicht den Bruce Trail, sondern einen kürzeren Weg, da unser Parkticket leider langsam abläuft. Das ganze Gebiet ist insgesamt leider sehr touristisch, daher muss man die Parkplätze schon Tage vorher online buchen und wir hatten Glück und haben noch einen der beiden Parkplätze für die Wanderung bekommen. Es gibt aber nur zwei Timeslots und wir haben den von 7 bis 13 Uhr, und sind dafür sehr früh aufgestanden. Der Weg zurück ist kein offizieller Wanderweg, sondern ein Weg für die Snowmobile im Winter, der im Sommer nicht benutzt wird. Wir machen uns keine Gedanken, bis wir das erste Mal frische Bärenspuren im Matsch sehen, danach frische Bärenkacke. Okay, war vielleicht doch nicht so schlau diesen Weg hier zu gehen. Als wir dann noch eine frisch zerfetzte Möwe mitten auf dem Weg finden, wird uns doch etwas mulmig zu Mute und wir singen den Rest des Weges sehr laut und stampfen ordentlich mit den Füßen auf. Glücklicherweise kommen wir ohne Bär-Begegnung wieder zurück zum Parkplatz. Dort sehen wir ein Plakat, dass sich ein Bär in der Nähe befindet, der schon die Mülltonnen auf dem Parkplatz leer gefressen hat. Der Bär auf den Bildern ist ziemlich groß und wir sind froh, dass wir ihm nicht begegnet sind. In unseren Köpfen haben wir schon die Zeitungsüberschrift „Zwei deutsche Touristen abseits vom Wanderweg von Bären angegriffen“ gesehen. Das nächste Mal werden wir auf jeden Fall achtsamer sein und lieber den offiziellen Wanderweg nutzen. Nach den 12 Kilometern sind wir fertig und fahren weiter in eine kleine Stadt namens Lion’s Head, wo wir uns erstmal stärken und beschließen heute nicht mehr weit zu fahren, sondern uns einen Campingplatz zu suchen. In den touristischen Gegenden und den National Parks ist es eher schwieriger wild zu campen. Also fahren wir zum Cape Croker, dies ist das Gebiet der Chippewas of Nawash Unceded First Nation, die dort einen Campingplatz betreiben. Wenn wir schon für einen Campingplatz bezahlen, versuchen wir, dass unser Geld wenigstens an einer guten Stelle landet, wie zum Beispiel zur Erhaltung eines Nationalparks oder um Communities der First Nations zu unterstützen. Am nächsten Tag fahren wir weiter, wieder zurück nach Montréal, da Tommy, ein Freund von Malte, am 14. August in Montréal mit dem Flugzeug ankommt, um uns für ein paar Tage zu besuchen.
Es ist komisch wieder zurück in der Stadt zu sein und sie vor allem aus der Perspektive aus einem Auto anzuschauen. Wir parken Mausi in einer Nebenstraße bei unserer alten WG, wo wir netterweise duschen und Wäsche waschen können. Wir besuchen unsere Lieblingsplätze, essen unser Lieblingseis und ich gönne mir eine Osteopathie Stunde für meine linke Seite, die mir sehr gut tut. Leider ist nicht meine Hüfte die Ursache für meine Schmerzen, sondern meine inneren Organe, die das auslösen. Also weiterhin dehnen, gesund ernähren und entspannen. Für die Entspannung statten wir einem SQCD (Société québécoise du cannabis) einen Besuch ab. Am Eingang wird unser Alter geprüft, man muss mindestens 21 Jahre alt sein, um in Québec Cannabis kaufen zu können (in den anderen Provinces 18 oder 19 Jahre). Danach geht es in einen Raum, der aussieht eine Apotheke. Das Cannabis ist nach Indica (macht eher ruhig), Sativa (puscht einen) und Hybrid (Mix aus beidem) aufgeteilt. Man kann sich vom Personal beraten lassen oder an einem Computer nach den verschiedenen Sorten schauen. An der Theke werden wir gefragt, was wir möchten. Indica, Sativa oder Hybrid, welche Stärke, also wieviel THC oder ggf. auch CBD, welchen Geschmack, z.B. eher fruchtig oder minzig, und in welcher Form (getrocknet, vorgerollt als Joint, Tropfen, Getränke mit Cannabis oder Essbares, z.B. Kekse). Auf Tabellen kann man sich zeigen lassen, was in welcher Form im Shop in welchen Stärken vorhanden ist und wie viel es jeweils kostet. Zudem liegen Info-Broschüren aus, in denen über die Risiken von Cannabis aufgeklärt wird. Von dieser Art des kontrollierten Cannabis-Verkauf kann sich Deutschland auf jeden Fall was abgucken, wenn Bubatz legal wird. Meine Indica Tropfen helfen mir ohne Schmerzen einzuschlafen und mehr durchzuschlafen – also ich liebe Kanada 😀
Ansonsten ist es schön wieder zurück in Montréal zu sein. Ich freue mich sehr, Yvan und Eli wiederzusehen und mit ihnen Zeit zu verbringen, auch wenn es nur kurz ist und wir uns dann leider wieder verabschieden müssen. Aber wie schon gesagt, dass gehört zum Reisen dazu.
Nach drei Tagen machen wir uns auf den Weg Richtung Québec City. Die Altstadt ist sehr schön, allerdings auch voll mit Souvenir-Shops und Touristen*innen, wo wir natürlich unseren Teil dazu beitragen. Es ist sehr schwül, also gehen wir in einen klimatisierten Pub, um uns abzukühlen. Danach schlendern wir noch ein bisschen durch die kleinen Gassen, gehen über ein Bier-Festival und fahren abends raus aus dem Zentrum auf einen Walmart-Parkplatz, um dort zu übernachten. Auf einigen Walmart Parkplätzen wird es toleriert, dass Camper dort kurzfristig übernachten.
Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Norden und ins Landesinnere, um dort auf einem Campingplatz an einem See für zwei Nächte zu bleiben. Von da aus machen wir einen Tagesausflug in den Nationalpark Hautes-Gorges-de-la-Rivière-Malbaie und begeben uns auf einen 11km langen Wanderweg, der sich hinterher als der bisher schönste Wanderweg herausstellt. Wir gehen am Fluss entlang, hoch in die Berge, haben einen tollen Ausblick auf das Flusstal und gehen wieder runter zur Talsperre. Auf dem Weg gibt es viele kleine und größere Bachläufe, super schön mit Moos bewachsene Bäume, in so einem intensiven Grün, wie ich es selten gesehen habe. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken, wir sehen ein freches Eichhörnchen, ein scheues kleines Kaninchen und einen Mini-Hummer. Obwohl es ebenfalls Bärengebiet ist, bekommen wir keinen zu Sicht. Während der gesamten Wanderung regnet es immer wieder etwas, doch wir finden es nicht schlimm. Denn dadurch wirkt der Wald noch mysteriöser und geheimnisvoller. Auf dem Weg runter gehen wir zum Teil durch Wolken und es richtig nebelig. An der Talspeere gibt es einen Shuttle, der uns zurück zum Parkplatz bringt. Zurück auf dem Campingplatz stellen wir fest, dass es dort nicht geregnet hat und unsere aufgehängten Handtücher und das Feuerholz trocken sind und freuen uns sehr, denn den letzten Abend hat es die ganze Zeit geregnet. Wir können also ein Lagerfeuer und Marshmallows machen.
Am nächsten Tag machen wir einen Schlenker nach Québec City, damit Tommy einen Bus nach Montréal nehmen kann, um wieder nach Hause zu fliegen. Danach machen wir uns auf den Weg nach Tadoussac und können von einer Aussichtsplattform am späten Nachmittag noch Beluga Wale in der Ferne sehen. Da wir an dem Tag viel gefahren sind und es ziemlich stressig war, gehen wir auf einen Campingplatz vom Volk der Innu und buchen eine Whale Watching Tour in den nächsten Tagen mit Essipit, ebenfalls eine Innu geführte Firma. Sie fahren mit Zodiacs mit 12 Personen raus und versuchen eine gute Distanz zu den Walen zu wahren. In den nächsten Tagen sehen wir vom Strand aus ebenfalls noch ein paar Wal-Fontänen. Die Whale Watching Tour ist ein Highlight für uns. Auch wenn wir die einzigen englischsprachigen Menschen auf dem Boot sind, versucht unser Guide vieles für uns auf Englisch zu erklären. Als erstes sehen wir einen Finnwal, es ist der zweitgrößte Wal der Welt nach dem Blauwal. Wir sehen seine Finne rausschauen und ihn ein paar Mal auftauchen, bevor er wieder tauchen geht, um Futter zu finden. Er bleibt so 5-6 Minuten unter Wasser, bevor er wieder auftaucht. Wir bleiben etwas da und beobachten ihn. Danach fahren wir an eine andere Stelle und entdecken einen großen Buckelwal. Dieser taucht auch mehrmals auf, bevor er seine Fluke (Schwanzflosse) zeigt und zum Fressen abtaucht. Es dauert so 10 Minuten bis er wieder auftaucht. Wir beobachten ihn aus einiger Entfernung, als er untertaucht. Und auf einmal taucht er einfach direkt neben unserem Boot auf, so nah, dass wir ihn gefühlt anfassen können. Ich erschrecke mich richtig und wir vergessen im ersten Moment Fotos zu machen, aber es ist auch schön einfach mal den Moment zu genießen und zwar nicht durch eine Linse, sondern mit den eigenen Augen. Dafür taucht er unter unserem Boot durch und zeigt uns auf der anderen Seite einen schönen Abgang seiner Fluke. Dies war ein wirklich unbeschreiblicher Moment. Wir beobachten den Buckelwal noch etwas und sehen auch eine Kegelrobbe und viele Tümmler vorbeiziehen. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir uns nicht auf dem Meer, sondern immer noch auf dem St. Lorenz Strom befinden. Die Wale ziehen den Strom jeden Sommer hoch, um Futter zu finden. Der Guide erzählt uns, dass es leider jedes Jahr weniger werden und das liegt daran, dass es durch den Klimawandel weniger Fressen für sie hier gibt. Sie bleiben also eher draußen auf dem Meer, anstatt sich den Strom hoch zu bewegen.
Weiter nördlich von Tadoussac bei Les Escoumines nehmen wir Mittwochsfrüh (23.08.) die erste Fähre auf die andere Seite des St. Lorenz Strom nach Trois-Pistoles. Dort angekommen fahren wir zu einem Tim Hortons, einer Fastfood-Kette hier, um kurz einen Kaffee zu holen. Auf dem Parkplatz angekommen, bemerken wir, dass wir eine ganz schöne Tropfspur beim Einparken hinterlassen haben. Es ist Kühlermittel. Wir schauen hinten am Motor, wo die größte Pfütze ist und sehen, dass sich ein Schlauch vom Kühlerkreislauf gelöst hat. Malte versucht den Schlauch notdürftig zu befestigen, aber das geht leider nicht. Denn der Schlauch führt in ein kleines Plastikteil mit Entlüftungsventil, das besonders geformt ist, an der Stelle wo der Schlauch reinläuft. Ohne funktionierenden Kühlerkreislauf können wir auf keinen Fall weiterfahren, weil der Motor überhitzen und kaputt gehen könnte. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg zu einem Shop für Autoteile. Leider haben sie das Teil nicht da und können es auch nicht bestellen, weil es besonders ist. Naja, wir wussten ja, dass es ein Risiko sein könnte, ein 40 Jahre altes europäisches Auto in Kanada zu kaufen. Wir schauen im Online-Shop von Elm, wo wir auch den Kühler gekauft haben und er hat das Teil mehrmals im Lager. Da er uns ja gesagt hat, dass er die Teile kanadaweit verschickt, sind wir beruhigt und denken ansonsten müssen wir halt ein paar Tage hier bleiben, bis das Teil da ist. Das Austauschen können wir auch zur Not selbst machen. Wir gehen wieder zurück zum Auto und rufen CAA (der kanadische ADAC), bei dem wir bereits Mitglied sind, um in die nächst größere Stadt abgeschleppt zu werden. Dies wird aber zu einem größeren Abenteuer als erwartet. Der Abschleppfahrer spricht nur französisch und ich bin froh, dass ich etwas verstehe, auch wenn nicht antworten kann. Es reicht, dass wir uns verständigen können. In der Zeit, in der wir auf den Abschlepper gewartet haben, haben wir bereits eine Werkstatt in Rimouski angerufen. Der Werkstattleiter dort kann aber auch nur französisch sprechen. Mit der Hilfe von Google Translator verabreden wir, dass wir unser Auto zu ihm abschleppen dürfen. Da der Abschleppfahrer nicht weiß, wo die Werkstatt ist, zeigen wir ihm den Weg über Google Maps in unserem Handy (auch wenn Google echt scheiße ist, beim Reisen ist es sowas von hilfreich!). Als wir ankommen, redet der Werkstattleiter mit dem Abschleppfahrer auf französisch und wir verstehen nur, dass er uns mit dieser Art von Auto nicht helfen kann und uns zu einer anderen Werkstatt schickt. Also geht es auf zur zweiten Werkstatt. Dort heißt es, dass sie vor kurzem aufgehört haben an VW Bussen zu schrauben, da die Autos zu viel Ärger machen. Und es geht weiter zur nächsten Werkstatt. Dort können sie das erste Mal Englisch. Sie sagen, dass sie uns helfen könnten, aber erst Ende September, weil sie da wieder freie Termine haben. Wir überlegen zu fragen, ob wir das Auto sonst einfach hier stehen lassen, das Teil an die Werkstatt schicken und es selbst reparieren. Allerdings versucht der Typ mehrere Werkstätten, darunter auch VW selbst anzurufen, um zu schauen, ob jemand früher Zeit hat. VW sagt, dass sie das Teil auch nicht haben und uns nicht helfen können. Dann findet sich jedoch eine Werkstatt, die sagt, sie könne sich das Auto morgen anschauen. Also fahren wir dort hin. Der Typ ist sehr nett, spricht Englisch und ist bereit uns zu helfen. Er kann das Teil leider auch nicht bestellen, aber wir telefonieren mit Elm und er schickt es uns mit Express, so dass es am Freitag vor 12 Uhr ankommen soll. Am Ende wird alles gut. Und es wird sogar noch besser. Maud, eine Freundin von unserem Mitbewohner Jeff aus Montréal, die wir auf Jeff’s Geburtstag kennen gelernt haben, und mit der ich mich direkt sehr gut verstanden habe, verbringt den Sommer etwas außerhalb von Rimouski bei einer Freundin. Vor ein paar Tagen hatten wir ihr bereits geschrieben, ob wir sie besuchen kommen können, da sie sich gerade um sechs Welpen von ihrer Hündin kümmert und sie uns noch in Montréal eingeladen hatte, sie und die Welpen zu besuchen. Sie hatte gesagt, dass wir gerne vorbeikommen können. Nun schreiben wir ihr, erklären ihr die Situation und wir dürfen ein paar Tage im Haus ihrer Freundin bleiben. Sie holt uns eine Stunde später bei der Werkstatt ab und wir fahren mit ihr und ihren Freunden erstmal im Fluss baden. Die Erfrischung nach diesem Abenteuer tut sehr gut und wir freuen uns sehr, dass wir schon so tolle Leute auf unserer Reise kennengelernt haben, die uns direkt aufnehmen. Wir hätten zwar auch in einem Motel in Rimouski bleiben können, aber so ist es doch schöner. Und das ist es auch. Anstatt Freitag nachdem das Auto wieder heile ist, weiterzufahren, bleiben wir noch bis Sonntag, weil wir uns so wohl fühlen. Steph, Maud’s Freundin, hat das Haus erst vor fünf Wochen mit ihrem Freund gekauft. Sie ist genauso toll wie Maud und empfängt uns so herzlich, dass wir uns direkt wohl fühlen. Steph’s Freund ist Biologe und arbeitet zur Zeit an der Nordküste, um Wale zu beobachten. Dies macht er jeden Sommer für vier Monate. Da Steph gerne Menschen um sich hat, haben sie noch zwei Mitbewohner*innen. Tom, der ebenfalls super lieb ist, wohnt hier mit seinem Australien Shepherd Sparky und seinen zwei Katzen Sally und Vivianne. Die zweite Mitbewohnerin zieht erst in ein paar Tagen ein, zu unserem Glück, denn solange können wir in ihrem Zimmer schlafen. Neben Steph, Maud und Tom, wohnen noch zwei weitere Hunde hier, die die Vorbesitzerin einfach da gelassen hat. Das ist jedoch das beste was Pat und Bear passieren konnte. Denn Steph kümmert sich so wundervoll um sie. Pat ist mit nur drei Beinen geboren und daher nicht ganz so beweglich. Bear hat unheimliche Angst vor Menschen, lässt sich nur von Steph anfassen (auch nicht immer) und hat geradeso eine Infektion überlebt, da Fliegen ihre Eier in seine Haut gelegt haben und die Stelle sich entzündet hat. Die beiden haben vorher mit fünf anderen Hunden eingepfercht im Gewächshaus gelebt, doch nun leben sie im großen Garten und kriegen jeden Tag eine Menge Streicheleinheiten von Steph und Auslauf auf dem anliegenden Feld. Und dann ist da noch Lucky, er ist der Hund von einer Freundin von Steph, die gerade auf einer Arbeitsreise ist. In der Zeit kümmert sich Steph ebenfalls liebevoll um ihn. Ja ,und dann ist da natürlich noch Isa, die Hündin von Maud und die Mami von den sechs süßen Welpen namens Chunk, Fooky, Luke, Mario, Betty und Em. Sie sind ein Mix aus Labrador, Husky und Boxer, sowie Isa, obwohl der Vater Labrador war, so dass sie am meisten wie Labradore aussehen. Es ist so schön, ein paar Tage im Garten und dem Haus zu verbringen. Wir haben das Gefühl, es ist Urlaub vom Reisen, wir werden geerdet und fühlen uns zu Hause. Lange denken wir darüber nach, einen von den Welpen zu adoptieren und ihn mit auf unsere weitere Reise zu nehmen. Doch am Ende entscheiden wir uns dagegen, da wir dem Hund nicht so gerecht werden könnten, wie wir gerne wollen.
Nach einer wirklich sehr schönen Zeit in St. Gabriel Rimouski – au coeur des montagnes (= im Herzen der Berge) geht es für uns wieder on the road. Wir merken, dass es langsam kälter wird und sind gespannt, wie lange wir es im Van aushalten. Und bis dahin haben wir noch einiges vor uns. Wir wollen über die Halbinsel Gaspésie nach New Brunswick und Nova Scotia, von da aus setzen wir nach Neufundland über. Gegen Oktober wollen wir uns dann auf den Weg Richtung Westküste machen, damit wir dort ankommen, bevor im November der erste Schnee fällt.
Toll geschrieben.
Danke 🙂
Wie schön, macht richtig Spaß zu lesen. Und Lust auf ausbrechen (auf die schönste Art) :-). Passt gut auf euch auf und genießt das “wilde”, freie Leben. Ganz liebe Grüße aus derzeit Berlin
Liebe Melli,
vielen Dank für deine Nachricht und deine Wünsche 🙂
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen. Matthias Claudius
Ihr macht es genau richtig. Liebe Grüße 🥰🍀