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WELCOME TO NEW YORK, IT'S BEEN WAITING FOR YOU

Wir wagen einen größeren Ausflug, besuchen das erste Mal in unserem Leben die USA und verbringen 5 Nächte in der Stadt, die niemals schläft: New York City.

Mittwochsfrüh starten wir mit dem Zug von Toronto aus zu den Niagara Falls, wo wir die Grenze überqueren. Alle müssen samt Gepäck raus aus dem Zug und durch eine Sicherheitskontrolle mit Gepäck-Scan. Die Grenzbeamt*innen sind freundlich und gut drauf. Wir geben unsere Fingerabdrücke ab und schon dürfen wir weiter. In einer Halle müssen wir kurz warten bis wir alle wieder in den gleichen Zug einsteigen und weiter fahren. Leider darf man kein Essen mit über die Grenze nehmen, also haben wir vorher unsere Snacks aufgegessen und holen uns im Zug Mac and Cheese und Cheeseburger, die ganz in Ordnung sind. Wir merken die Amerikaner*innen sind doch etwas anders drauf und nicht unbedingt so freundlich wie die Menschen aus Kanada. Beim zweiten Mal Snacks im Zugbistro holen, ist die Frau hinter der Theke jedoch schon etwas netter und macht sogar Witze. Die Fahrt im Zug ist ganz angenehm, wir haben genug Platz, nur die Klimaanlage ballert ordentlich und es ist sehr frisch – nicht unbedingt gut für meine Erkältung, die ich mir seit den ersten Nächten beim Schlafen unter der Klimaanlage in Toronto geholt habe. Leider ist in unserem Wagon der Lautsprecher schrott und jedes Mal, wenn eine Durchsage kommt, dröhnt und schnarrt es extrem laut und man versteht so gut wie kein Wort. Zudem hupt die Zugführerin oder der Zugführer ca. alle 30-60 Sekunden, da wir dann an einem Bahnübergang vorbeikommen. Mit Ohrstöpsel oder Kopfhörern und Podcasts ist es jedoch gut auszuhalten. Die Landschaft zieht vorüber, Seen, Wälder und Häuser, die aussehen wie aus den amerikanischen Filmen oder eher wie Filmkulissen, die gleich umkippen..
 

Abends gegen 21 Uhr kommen wir nach 13 Stunden Fahrt in New York City an. Glücklicherweise ist unser Airbnb direkt in Manhattan, so dass wir zu Fuß nur ein paar Minuten von der in Penn Station zu unserem Zimmer gehen. Wir gehen vorbei an Menschen, die fertig auf dem Gehweg liegen oder sitzen, an Menschen, die Joints rauchen und an einer Menge von stinkenden Müllsäcken, die einfach am Straßenrand stehen. Zwischendurch ist ein großes Garagentor geöffnet, indem ein (wie aus den Filmen) typisch amerikanischer Feuerwehrwagen steht und die Feuerwehrmänner und -frauen stehen und sitzen in ihrer Ausrüstung im Tor, essen, trinken, reden und beobachten die Straße. Es sieht aus wie eine Filmkulisse und ich wünschte, ich könnte ein Foto machen, aber das könnte die Szenerie nicht so wiedergeben. 

Wir wohnen in einem kleineren Hochhaus mit einem Gerüst drum herum zwischen einem Donutladen und einem Hotel. An der Rezeption, die 24 Stunden besetzt ist, bekommen wir den Schlüssel ausgehändigt und können unser Zimmer im 2. Stock beziehen. Direkt gegenüber auf dem Flur befinden sich jeweils ein Bad für Frauen und Männer mit zwei Toiletten und zwei Duschen, die wir mit anderen Menschen auf dem Flur teilen. Unser Zimmer ist klein aber völlig in Ordnung. Es gibt ein Doppelhochbett, einen kleinen Tisch mit drei Hockern, eine kleine Küchenzeile, ein Fenster und eine Klimaanlage. Wir packen unsere Sachen aus und fallen ins Bett. Die Klimaanlage können wir glücklicherweise ausstellen, nur den Lärm von der Straße nicht. Nachts wird der ganze Müll von großen Müllwagen abgeholt. Es sind aber nicht nur Müllsäcke, sondern auch Müllcontainer mit zum Teil großen Metallstreben drin, die dann direkt vor Ort vom Müllwagen zusammengepresst und verkleinert werden (dies sehen wir natürlich erst hinterher).  

Am nächsten Tag sind wir um viertel vor 10 Uhr mit Toni verabredet. Toni haben wir in Toronto im Hostel kennen gelernt und mit ihr schon den Ausflug zur Toronto Island gemacht. Sie hat mittlerweile eine drei monatige Reise durch die USA hinter sich und fliegt von New York nach Hause. Wir treffen uns am St. James Theatre, um günstige Rest-Karten für das Broadway-Musical “New York, New York” heute Abend zu bekommen. Wir sind erfolgreich und ergattern drei Karten für die erste Reihe für jeweils 30$ – ein echter Schnapper. Danach machen wir uns mit der Metro auf den Weg zum Chelsea Market, da Toni noch ein paar Mitbringsel für zu Hause braucht. Es ist gut, dass Toni sich schon in der Stadt auskennt und uns so einiges zeigen kann, damit wir in den vollen Straßen nicht völlig untergehen. Am Chelsea Market gibt es erstmal ein leckeres Sandwich zum Frühstück. Da wir relativ früh sind, ist der Markt noch sehr leer und es ist wesentlich entspannter und ruhiger als draußen. Nach dem Frühstück sind jedoch viel mehr Menschen unterwegs und wir schlendern noch durch ein paar Geschäfte und machen uns auf den Weg zur Public Library. Vorher gehen wir noch durch den Brighton Park, indem ein Mann am Klavier spielt und die Leute auf Stühlen sitzen und der Musik lauschen. Generell fällt auf, das überall in New York Musik gespielt wird, am Bahnhof, in Geschäften oder Straßenmusik in der U-Bahn oder auf dem Gehweg – und es ist gute Musik, die einem gute Laune und Bock zum Tanzen macht. Die Public Library ist ein beeindruckendes altes Gebäude mit einer großen Halle mit Kronleuchtern und Treppen aus Marmor. In die Lesesäle dürfen leider nur Studierende und andere zum stillen Arbeiten rein, was aber auch verständlich ist. Wir erhaschen einen kurzen Blick in einen kleineren Saal und stellen uns vor, dass es bestimmt eine motivierende Atmosphäre ist, inmitten der alten, hohen Bücherregalen und langen Tischen mit kleinen Lampen zu arbeiten. 

Auf den Stufen vor der Public Library machen wir eine kleine Pause und überlegen wo es als nächstes hingehen soll. Wir wollen uns einmal den nahegelegenen Times Square anschauen und von da aus zum 9/11 Memorial. Toni hat dies beides schon gesehen und fährt wieder zurück ins Hostel. Der Times Square ist verdammt stressig, überall riesengroße Werbescreens, die in allen möglichen Farben leuchten und viele Menschen, die Fotos machen oder die von einem Fotos machen und diese dann an dich verkaufen wollen. Auch wir machen Fotos und fahren dann mit der Metro zum Ground Zero bzw. 9/11 Memorial. Das Denkmal ist sehr beeindruckend gestaltet und gibt einem ein bedrückendes Gefühl, vor allem, wenn man sich vorstellt, wie es sich beim Einsturz der Türme in der Stadt angefühlt haben muss. Wir erinnern uns an Dokus, die wir über den Terrorangriff gesehen haben und stellen uns viele Fragen: Wie war es für Menschen, die auf einmal diese riesige Rauchwolke oder vielleicht sogar das sehr tief fliegende Flugzeug gesehen haben? Was haben sie gedacht? Wir denken darüber nach, dass dieser Angriff unheimlich heftig für alle Menschen aus New York, aus den USA, und gefühlt aus der ganzen Welt war und dass es darüber sehr viele Berichte gibt und die Geschehnisse obwohl schon 22 Jahre her immer noch sehr präsent bei allen sind. Auf der anderen Seite gibt es aber viel weniger Berichte über und Aufmerksamkeit für Terroranschläge im Nahen Osten, Afrika oder Europa, die in den letzten Jahren zugenommen haben.. Ich könnte hier noch viel mehr zu schreiben, das würde jedoch zu weit ausufern, daher hier nur noch ein passendes Zitat: “Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als die anderen.”  

Wir spazieren vom 9/11 Memorial durch die Stadt und suchen im Stadtteil Soho etwas zu essen. Erst sind wir etwas überfordert, weil auf den Straßen auf einmal viele Menschen Decken ausgebreitet und über Taschen, Hütte und Schlüsselanhänger sämtlichen Touri Krims Kram verkaufen. Doch in der nächsten Straße ist es schon etwas ruhiger und wir essen einen sehr leckeren vegetarischen Burger und Eileen’s New York Cheesecake.

Vor der Broadwayshow machen wir nochmal kurz Pause im Airbnb und legen unsere Sachen ab. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Theater und merken, dass hier niemand darauf wartet, dass die Ampel grün bzw. hier drüben weiß wird. Am Theater angekommen, finden wir Toni und betreten zusammen den wunderschönen, alten Theatersaal. Unsere Plätze in der ersten Reihe ermöglichen uns einen guten Blick auf die Bühne und wir sitzen direkt am Orchestergraben und können die Instagram-Stories auf den Handys der Orchester-Mitglieder mitschauen, die sie noch kurz vor der Show durchskippen. Das Musical “New York, New York” ist eins der besten Musicals, das ich je gesehen habe. Es handelt von Musiker*innen, die nach dem Krieg 1946 versuchen ihr Glück als Künstler*innen in NYC zu finden. Es geht um Freundschaft, Verlust, Liebe, Musik und natürlich New York. Die Schauspieler*innen sind immer komplett in der Rolle, können verdammt gut tanzen sowie steppen und alle, wirklich alle, haben so so geile Gesangsstimmen. Der Hauptdarsteller kann dazu noch ungefähr an die 20 Instrumente spielen. Das Stück ist witzig und traurig gleichzeitig und die Musik ist klasse. Wir alle drei sind ziemlich geflasht und gehen nach der Show erstmal in eine Sportsbar gegenüber um das Gesehene zusammen zu verarbeiten. Nach Bier, Cider und einem guten Gespräch ist es leider schon Zeit Abschied zu nehmen. Toni fliegt morgen wieder zurück nach Dresden. Wir sind richtig traurig und merken, dass uns Abschiede wohl auch auf der Reise immer wieder begegnen werden. Auf dem Rückweg zu unserem Zimmer schauen wir uns den Times Square noch einmal im Dunkeln an. Es ist immer noch voll und stressig, und die Werbescreens leuchten nun noch greller.

Am nächsten Tag frühstücken wir in einem typischen amerikanischen Diner Bananen-Erdnussbutter-Pancakes mit ordentlich viel Ahornsirup (Lara) und Rührei mit Würstchen und Bacon (Malte). Danach geht es mit der Metro das erste Mal raus aus Manhattan und rüber nach Brooklyn. Dort nehmen wir an einer Graffiti & Street Art Tour durch Bushwick, teil. Leider ist es heute Vormittag ganz schön regnerisch und Nick unser Guide, ein Künstler aus Brooklyn, erwartet uns komplett durchnässt vor einem Café. Wir schmeißen unsere Regenjacken über und folgen Nick zwei Stunden lang dabei, wie er uns mega coole Graffitis und Street Art Werke zieht und uns den Unterschied zwischen beidem erklärt. Die Unterschiede belaufen sich auf drei Punkte: methods, material und message (Methoden, Material und Botschaft). Graffitis werden mit Sprühdosen schnell auf eine Wand gesprüht bzw. wie man es nennt “getagt”. Graffitis sind wie Unterschriften oder Zeichen zu sehen, mit denen sich die Künstler*innen an einem Ort verewigen, um zu zeigen, dass sie da sind, dass sie existieren. Street Art hingehen dauert viel länger (einige Werke Tage, Wochen). Es werden zusätzlich zu Sprühdosen auch Pinsel, Schwämme oder ganz andere Materialien wie z.B. Draht oder Stoffe verwendet. Die Botschaft oder Frage von Street Art lautet, existieren wir bzw. wie existieren wir? Wir sehen sehr viele interessante und beeindruckende Kunstwerke und erfahren einiges über die Menschen, die in Bushwick leben. Dabei geht es vor allem um die Themen Akzeptanz und Veränderung, neue Kunstwerke entstehen dafür müssen alte Weichen und so verändert sich auch das Stadtbild. Erschreckend ist es, dass auch die Werbeindustrie die Street Art für sich entdeckt hat – allerdings zu den eigenen Bedingungen. Oakley und Rayban sowie CocaCola zahlen dem Viertel Geld um ihre Werbung an die Hauswände streichen zu lassen, es sieht schick aus und passt auch zum Stil, jedoch wird hier eine Farbe verwendet, über die nicht drüber gesprüht werden kann, neue Farbe perlt einfach abZ So findet hier weder Akzeptanz noch Veränderung statt und deswegen kann hier auch nicht von Kunst gesprochen werden. 

Nach der Tour fahren wir mit der Metro zur Brooklyn Bridge, spazieren drüber und genießen die – auch wenn etwas graue – Skyline. Die Brücke entlang haben wieder einige Verkäufer*innen ihre Stände mit Decken oder Tischen aufgebaut und verkaufen kleine Freiheitsstatuen, Hüte und anderen Kleinkram. Auch kleine Becher mit frischem Obst und Wasser angeboten. An einem Stand läuft laut ein Band mit einer Stimme, die im Sekundentakt die Worte “water one dollar, water, water, one dollar, one dollar” wiederholt. Am Anfang der Brücke kontrollieren zwei Polizisten eine Frau mit ihrem Verkaufsstand und sie muss ihre Sachen zusammen packen, anscheinend wird eine Verkaufslizenz benötigt. Bei unserem weiteren Weg auf der Brücke bekommen wir live mit wie ein Mann die restlichen Verkaufsleute auf der Brücke vor der Kontrolle warnt und sind erstaunt wie einige Verkaufsstände innerhalb von einer Minute in einem Trolley verstaut, Kisten hinter Mülleimern versteckt und die Verkaufsleute im Getümmel der Touris verschwunden sind. 

Am anderen Ende der Brücke angekommen, nehmen wir die Metro zur Grand Central Station, also zum Hauptbahnhof. Dort gibt es im Food Court eine Pizza für Lara und Mac’n’Cheese für Malte. Wir schauen uns die große, beeindrucke Bahnhofshalle an und beobachten die ganzen Menschen. Aus dem Musical von gestern wissen wir, dass es im Bahnhof einen Ort geben soll mit einer runden Decke, wo man zehn Meter von voneinander entfernt in verschiedene Ecken stehen und sich trotzdem flüsternd unterhalten kann. Wir probieren es aus und es klappt tatsächlich. Gruselig. Wir stehen jeweils mit dem Rücken zueinander und reden zur Wand und unsere Stimmen werden über die Decke zur anderen Seite übertragen. Fragt uns nicht wie, aber es war ziemlich lustig. 

Wir machen ein paar Stunden Pause in unserem Airbnb, weil wir doch ziemlich platt vom ganzen umherlaufen sind. Die 20.000 Schritte knacken wir jeden Tag. Abends raffen wir uns doch noch einmal hoch und gehen in den Harry Potter Store, der mit sehr viel Liebe eingerichtet ist. Danach setzen wir uns in den Madison Square Park und versuchen ein bisschen Ruhe in dieser unruhigen Stadt zu finden, bevor es wieder aufs Zimmer zum Schlafen geht. 

Am Samstag gehen wir in Soho lecker Sandwiches in einem hippen Lokal namens “citizens of soho” frühstücken, es erinnert ein bisschen an ein Café in Berlin. Es gibt aber natürlich einen Klassiker aus NYC, einen smashed Avocado Sandwich. Da machen nehmen wir die kostenlose Staten Island Ferry, um die Statue of Liberty einmal etwas näher betrachten zu können. Angekommen auf Staten Island müssen wir eine halbe Stunde auf die nächste Fähre zurück warten und genießen dann wieder den Ausblick auf die Skyline von Manhattan auf dem Rückweg. Wir gehen durch den Financial District, passieren die Wall Street und hüpfen in den Hop on Hop off Bus für eine Stadtrundfahrt gerade als es richtig doll anfängt zu regnen. Als es aufhört setzen wir uns oben in das offene Oberdeck des Busses und genießen die Stadt. Wir fahren am Hudson River entlang und merken, dass wir obwohl wir schon echt viel unternommen haben, noch sehr wenig von NYC gesehen haben, die Stadt ist einfach riesig. Am Times Square wechseln wir einmal die Buslinie und fahren mit dem anderen hoch zum Central Park. Vom Times Square wegzukommen dauert allerdings über eine halbe Stunde, weil es wie immer auf dem Straßen von NYC ein komplettes Verkehrschaos herrscht. Wir sitzen jedoch auf dem Oberdeck über dem Chaos und können in Ruhe die Menschenmassen auf dem Times Square von oben betrachten und entdecken so einige komische Gestalten in Kostümen, darunter eine als Cowboy verkleidete Frau mit nichts am Körper außer einer Unterhose und einer Gitarre. 

Angekommen am Central Park spazieren wir vom großen See im Norden fast den kompletten Central Park durch, der wirklich sehr schön ist und ein kompletter Gegensatz zum Rest der Stadt. Wir genießen es Sand statt Asphalt unter den Füßen zu haben, gehen schmalere, dichtbewachsene Wege, atmen die frische Luft und lauschen den Vögeln. Auf dem Weg sehen wir einige besondere Tiere, darunter bunte Vögel, graue Eichhörnchen und Schildkröten, die auf den Steinen sonnenbaden und sich zwischendurch im See abkühlen. Und während wir da lang spazieren, läuft uns zufällig das Schweizer Pärchen, mit denen wir in Toronto in einem Zimmer gewohnt haben, über den Weg. Wir lachen über den Zufall, dass wir uns ausgerechnet in einer so großen Stadt wie NYC wiedersehen, tauschen uns aus und empfehlen das Broadway Musical. Die Welt ist so groß und doch so klein. 

Gegen Abend gehen wir vom Central Park zum Rockefeller Center und fahren mit einem Schnell-Fahrstuhl auf die Aussichtsplattform “Top of the Rock” im 69. Stock. Dort bewundern wir mit vielen anderen Touristen die Aussicht auf NYC. Wir warten noch ab bis es dunkel wird und vertreiben uns die Zeit mit einem Hörspiel über die Geschichte des Rockefeller Centers. Bei dem Bau des Gebäudes ist tatsächlich das berühmte Bild der Bauarbeiter auf einem Stahlträger entstanden. Diese waren nicht abgesichert als sie ihre Mittagspause in luftiger Höhe genossen. Wir sind hier oben ganz froh über die Glas- und Geländerabsicherung, wenn wir nach unten schauen.. gegen 21 Uhr geht die Sonne unter und wir erleben die Aussicht auf die Stadt noch einmal im Dunkeln mit den ganzen blinkenden Lichtern – es ist wunderschön und noch einmal ganz anders als bei Tageslicht. Jetzt sind wir aber ziemlich hungrig und wollen uns bei Five Guys noch Burger und Pommes rausholen. Leider macht der Laden schon um 22 Uhr zu und es gibt keine Pommes mehr und hinsetzen dürfen wir uns auch nicht mehr. Wir gehen also lieber in Sean’s Bar nebenan und essen dort leckere Burger, trinken Bier und Wassermelonen-Cider. 

Am Sonntag gibt es wieder typisches amerikanisches Frühstück in Johny’s Luncheonette: French Toast mit Ei und Sirup (Lara) und ein Wrap mit einem Pancake, Ei, Würstchen und Bacon (Malte) drin, klingt eklig schmeckt aber tatsächlich ziemlich nice. Das Highlight ist allerdings der Mann am Grill. Das Lokal ist relativ klein, es passen ungefähr 12 Menschen rein. Es gibt nur eine Theke vor der Barhocker stehen und dahinter wird direkt vor allen Augen das Frühstück zubereitet. Der Mann am Grill ist super schnell mit seinem Wender und bereitet Kartoffeln, Würstchen, Bacon, Spiegeleier, Rührei, Pfannkuchen und French Toast und 5 Bestellungen gleichzeitig zu. Dazwischen nimmt er noch unsere Bestellung auf und kassiert ab, wenn sein Kollege gerade am anderen Ende des Tresens zu tun hat. Um aneinander vorbei zu gehen, müssen sie sich nämlich seitlich passieren, da sonst nicht genug Platz für zwei Menschen zwischen Theke und Küchenzeile ist. 

Nachdem Frühstück schmeißen wir uns ins bunte Menschen-Getümmel. Und heute ist es sogar noch bunter als sonst. Zum Abschluss des Pride Month Juni findet heute die Pride Parade in NYC statt und die Stadt ist voller Regenbögen und toller Menschen. Viele Straßen sind für den Umzug abgesperrt und wir bahnen uns einen Weg vorbei an Polizist*innen und Absperrungen. Wir können uns den Anfang der Parade anschauen und müssen dann leider los, weil ich mich in der Uhrzeit für das Basketballspiel geirrt habe, es beginnt statt um 15 Uhr schon um 13 Uhr. Auf der Zugfahrt nach NYC habe ich nämlich günstige Tickets für das Women NBA Spiel zwischen den New York Libertys und den Washington Mystics ergattert. Und so machen wir uns auf den Weg ins Barclays Center in Brooklyn, mit den ganzen Straßensperrungen gar nicht so einfach einen Subway Eingang zu finden, der geöffnet ist. Nach ein paar Umwegen schaffen wir es noch eine Metro nach Brooklyn zu erwischen und rechtzeitig zum Start des Spiels in der Halle zu sein. Anfangs sind die Washington Mystics um einiges besser und haben fast 20 Punkte Vorsprung. Die New York Libertys holen wieder auf, schaffen es aber gerade so ran und dann legt das gegnerische Team wieder nach. Bis zur Halbzeit liegen die Washington Mystics immer mit ein paar Punkten vorne. Die Stimmung in der Halle ist super, das Maskottchen, Ellie the elephant, ist eine mega Tänzerin und Stimmungsmacherin. Generell ist super viel los, auf dem Spielfeld gibt es ständige Time-Outs der Teams oder Fouls, die den Spielfluss unterbrechen und auch in der Halle sind viele am Tanzen und am rein- und rausgehen, so dass es ein richtiges Gewusel ist. In der Halbzeit tritt eine junge Tanzgruppe auf die richtig gute Dance moves zeigen. Im Publikum sitzen auch einige VIPs, wie der Schauspieler, Luis Guzmán, der z.B. den Vater von “Wednesday” in der gleichnamigen Netflix-Serie gespielt hat (btw mega gute Serie). Dieser wird in einem kurzen Aufmacher mit einer Szene aus Wednesday über den Bildschirm angekündigt und dann auf seinem Platz in der Halle live gezeigt und vom Publikum gefeiert. In den Spielpausen werden aus dem Publikum gezeigt, die sich total freuen auf dem Bildschirm aufzutauchen, besonders Kinder, die ihre Tanzeinlagen zeigen. Wir holen uns in der Pause eine kleine Tüte süßes Popcorn und eine Cola für deftige 20$. Nach der Halbzeit kommen die New York Libertys weiter an die Gegnerinnen ran. Dann verletzt sich eine sehr gute Spielerin der Washington Mystics einfach beim Laufen und wird von einer anderen Spielerin und einem Security unter Applaus vom Platz getragen, dies ist eine gute Chance für die Libertys und sie schaffen tatsächlich in den letzten 35 Sekunden des Spiels einen Ausgleich von 78:78. Es gibt 5 Minuten Nachspielzeit. Die beiden Teams gönnen sich nichts. Für Fouls gibt es einen oder zwei Freiwürfe auf den Korb. Bei Freiwürfen der Washington Mystics werden die Gegnerinnen erstmal richtig laut ausgebuht. Es bleibt super spannend und das gegnerische Team ist immer einen Punkt voraus, doch in der letzten Minute gibt es einen Ausgleich und in den letzten Sekunden steht es 88:89 für die Libertys. Sie schaffen es die letzten fünf Sekunden zu überstehen und gewinnen das Spiel, die Halle tobt. Und Lara steht gefühlt vor einem Herzinfarkt, so spannend war das ganze Spiel. Highlight war neben der Spielerin Nummer 20, Sabrina Ionescu, und ihren 3 Punkte Körben, allerdings die Frau, die neben Malte saß und das ganze Spiel total laut gepöbelt hat, wenn die Libertys was verkackt oder die Schiedsrichter*innen aus ihrer Sicht eine falsche Entscheidung getroffen haben. Es ist einfach genau wie in den amerikanischen Filmen.

Nach dem Hype vom Spiel müssen wir erstmal runterkommen, wir nehmen die Metro nach Williamsburg, ein Teil von Brooklyn und schlendern durch ein wesentlich entspannteres und ruhiges Viertel von NYC mit vielen kleinen Geschäften, Vintages-Stores sowie Cafés und Bars. In einer Bar kommen wir mit Leuten ins Gespräch, die hier wohnen und uns ein bisschen was über das Viertel erzählen. Sie sind vor Corona von Manhattan rüber nach Brooklyn gezogen und konnten es sich gerade so leisten. Mittlerweile ist das Viertel sehr im Kommen und eine Monatsmiete liegt so zwischen 3000-5000$. Die Gentrifizierung lässt grüßen. 

Gegen Abend nehmen wir die Fähre nach Dumbo, ein Viertel direkt zwischen der Brooklyn und Manhattan Bridge, um von dort den Sonnenuntergang über der Skyline von Manhattan zu sehen. Die Fähre hat ganz schön Speed drauf und wir genießen die Aussicht auf die Skyline. Mittlerweile ist das Wetter richtig gut und der Himmel ist strahlend blau. Auch wenn ein paar Wolken vor dem Sonnenuntergang sind, ist es wunderschön. Wir holen uns was zu essen im Time Out Market und setzen uns damit auf die Stufen vorm Wasser. Wir blicken auf die Skyline und beobachten die vielen Menschen um uns rum. Viele Tourist*innen spazieren umher, machen Fotos, aber auch New Yorker sind mit ihren Hunden unterwegs oder sitzen wie wir auf den Stufen und Wiesen, um den Ausblick zu genießen. Kurz nach Sonnenuntergang machen wir uns wieder auf den Weg zurück in den Trubel von Manhattan. Wir legen unsere Sachen im Airbnb ab und gehen in eine Rooftop Bar. Bei einem Cocktail mit Ausblick auf den Himmel und auf die Stadt inklusive Empire State Building in Regenbogenfarben lassen wir die letzten Tage Revue passieren. New York City ist wirklich wunderschön und hässlich zugleich, super stressig aber auch ruhig, wirklich eine Stadt der Gegensätze. Gefühlt kommen Menschen aus der ganzen Welt, aus allen Kulturen und allen Schichten zusammen. Arm und reich an einem Ort. Uns hat die Stadt, das Getümmel, die Atmosphäre absolut in den Bann gezogen und wir wollen wiederkommen. Denn es gibt hier noch so viel zu entdecken, vor allem einige Broadway-Musicals und viel mehr leckere Gerichte zum Ausprobieren.

Wenn wir New York in fünf Sinnen beschreiben, ist dies unsere Antwort:

  • Hören: Hupen, Grundrauschen (Autos, Klackern der Subway, Flugzeuge etc.), überall Musik 
  • Sehen: Dampf, bunte Lichter (Autos, Werbeschilder, Verkaufswagen), graue, moderne Hochhäuser vs. braune alte Backsteinhäuser mit schwarzen Treppen 
  • Riechen: Weeed, Müll, Pisse
  • Schmecken: Wassermelone, Cheesecake, Sirup mit Ei, Wurst und Bacon
  • Fühlen/Tasten: Asphalt, Klimaanlagenkälte, Liebe  

Like any great love, it keeps you guessing. Like any real love, it’s ever-changing. Like any true love, it drives you crazy. But you know you wouldn’t change anything, anything, anything. Welcome to New York, it’s been waitin‘ for you.” – Taylor Swift

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Frank Hesebeck

    New York ist nicht meine Stadt. Canada 🇨🇦 und die USA 🇺🇸 haben viele schönere Städte. Aber das ist ganz alleine meine Meinung. Liebe Grüße Gitti

    1. Eileen Lara

      Liebe Gitti, ja das können wir verstehen, dass New York nicht jedem gefällt. Wir sind auf jeden Fall noch gespannt, auf die anderen Städte der USA!

  2. Claudia v.H.

    Lieben Dank für den tollen Beitrag, ich war noch nie in USA, aber New York ist ein Traum von mir😍 liebe Grüße und weiter wunderschöne Erlebnisse. LG Claudia

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